Bremen wählt nicht hamburgisch

■ Janz: hier wird es schwerer für uns / Kudella: Nölle besser als Perschau

Die SPD-Vorsitzende Ilse Janz freut sich, ihre grüne Kollegin Cecilie Eckler von Gleich auch, CDU-Mann Peter Kudella ist enttäuscht und FDP-Fraktionschef Claus Jäger findet es erklärlich. Gestern trafen sich SprecherInnen der in der Bremischen Bürgerschaft vertretenen Parteien vor der Landespressekonferenz, um über ihre politische Gefühlslage einen Tag nach den Hamburger Bürgerschaftswahlen Auskunft zu geben und die Frage zu beantworten: Was bedeutet das für Bremen? Übereinstimmende Antwort: eigentlich nichts.

Ilse Janz fühlte sich zwar in der Hoffnung ermutigt, daß „es uns auch in Bremen gelingt, die absolute Mehrheit zu erhalten“, war sich aber sicher, daß die Ausgangssituation für die Wahlen im September für die SPD in Bremen schwerer ist als für die Hamburger Genossen. Das meint auch CDU-Fraktionschef Peter Kudella und bemühte dafür einen Vergleich, der Janz und Jäger zum gemeinsamen Kopfschütteln veranlaßte. Während in Hamburg mit Henning Voscherau ein „angesehener Bürgermeister“ gewählt worden sei, sei das Bild Wedemeiers in Bremen am bröckeln. Und im Gegensatz zu Hamburg, wo Hartmut Perschau zum dritten Mal für die CDU angetreten war, kandidiere in Bremen mit Ulrich Nölle „ein unverbrauchter Kandidat.“

Claus Jäger erklärte das mäßige Ergebnis seiner Hamburger Parteifreunde mit dem „Bundestrend, von dem wir uns nicht abkoppeln können.“ Auch das „Gerede von Herrn Möllemann“ zu einem möglichen Koalitionswechsel 1994 sei nicht hilfreich gewesen. „Er liegt völlig schief, wenn er glaubt, damit Leute begeistern zu können.“ Die Wahlmüdigkeit der HamburgerInnen, die zu mehr als einem Drittel zuhause geblieben waren, fürchtet Jäger nicht: „In Bremen gibt es eine höhere Aufmerksamkeit.“

Grünen Sprecherin Eckler von Gleich sah dagegen in der niedrigen Wahlbeteiligung die Symptome einer Krise. „Es werden immer mehr Versprechen gemacht, die nicht gehalten werden. So kann man nicht weiter Politik machen.“ Auch sie glaubt allerdings, daß die Bremen-Wahlen in diesem Punkt nicht vergleichbar sein werden. „Hier ist ein ganz anderer Unmut.“ Um die Grünen ist der Vorstandssprecherin nicht bange. Wenn schon die vor den Wahlen gespaltene GAL über sieben Prozent komme, „dann stehen wir in Bremen in besseren Schuhen da.“ hbk