: Zum jüdisch-arabischen Staat geworden
■ Der 6-Tage-Krieg machte aus Israel ein Land zweier abgeschotteter Gesellschaften
Am frühen Morgen des 5.Juni 1967 griffen israelische Kampfflugzeuge Ägypten, Syrien und Jordanien an und zerstörten innerhalb weniger Stunden die gesamte Luftwaffe der drei arabischen Staaten. Israel hatte binnen sechs Tagen die ägyptische Sinai-Halbinsel und den Gazastreifen, die jordanische Westbank, Ostjerusalem und die syrischen Golanhöhen besetzt.
Die israelische Regierung erklärte seinerzeit, es habe sich um eine Reaktion auf arabische Drohungen gehandelt. In den Wochen vor dem Sechs-Tage-Krieg war es zu schweren Gefechten zwischen syrischen und israelischen Truppen gekommen, palästinensische Freischärler waren wiederholt von der jordanischen Westbank aus auf israelisches Gebiet vorgestoßen. Am 26.Mai hatte Ägyptens Präsident Nasser die Straße von Tiran, den Zugang Israels zum Roten Meer, für israelische Schiffe sperren lassen. Sofort nach dem Waffenstillstand annektierte Israel den Ostteil Jerusalems. Die Sinai-Halbinsel wurde 1977 im Rahmen des israelisch- ägyptischen Friedensvertrags von Camp David an Ägypten zurückgegeben. — Den Gazastreifen, die Golanhöhen und die Westbank inklusive Ostjerusalem hält Israel seit 1967 entgegen unzähligen Beschlüssen der Vereinten Nationen besetzt.
Die israelische Armee okkupierte kein leeres Land. In den während des Sechs-Tage-Krieges besetzten Gebieten lebten damals 800.000 Palästinenser. Der jüdische Staat war damit zu einem jüdisch-arabischen Staat geworden, zu einem Staat mit zwei Gesellschaften. Bis heute gibt es praktisch keine normalen Kontakte zwischen Israelis im Kernland und Palästinensern in den besetzten Gebieten.
Die beiden Gesellschaften existieren nebeneinander oder prallen in bewaffneten Auseinandersetzungen aufeinander. Die Palästinenser in den besetzten Gebieten erleben Israelis nur als schwerbewaffnete Militärs oder Siedler, die sie am liebsten vertreiben würden. Viele Israelis kennen die Palästinenser meist nur als vermummte Steinewerfer aus dem Fernsehen. taud
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
