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Verschwommene Baupläne

■ Eine Dampferfahrt mit den freien Wohnungsunternehmern/ Wünsche zum Wohnen am Wasser

Berlin. Das Wasser plätschert wie aus Eimern, als die Reporterin aus der Haustür tritt. An der Kottbusser Brücke wartet der Landesverband freier Wohnungsunternehmer auf einem Ausflugsboot, um der Presse zu zeigen, wo man die Spree- und Kanalufer mit wie vielen neuen Wohnungen bebauen könnte. Um es vorwegzunehmen: Nach zweieinhalb Stunden auf dem Wasser war die Reporterin genauso schlau wie noch bei Betreten des Bootes.

An Bord war — wie sich herausstellte — nicht der ganze Landesverband, vielmehr beschränkte sich das Angebot auf den Vorsitzenden, Herrn Otremba (CDU), den Geschäftsführer, Herrn Bubel, den Pressesprecher Dr. Riese (beide SPD), zahlreiche Journalisten und zwei Herren der Pfandbriefbank. »Ah, die taz«, begrüßen sie die überraschte Reporterin, »ihre Zeitung ist doch auch Kunde bei uns.«

Die Sonne scheint wieder, als das Schiffchen in Richtung Osten ablegt. An uns vorbei zieht die »typische Kreuzberger Mischung«, wie der fachkundige Bootsführer der Reederei Riedel über Mikrophon erzählt. Wir nähern uns der Lohmühleninsel, nach der Vorstellung des Verbandes der erste Ort, wo zahlreiche Wohnungen gebaut werden könnten. Andrer Meinung ist der Bootsführer: »Es wäre viel zu schade um die schönen Sportanlagen und die Bäume. Sollen die doch ihre Wohnungen außerhalb bauen.«

5.000 Wohnungen, meldet sich Otremba, hätten im unmittelbaren Uferbereich in Berlin Platz. Leider treibt ein Regenschauer die Journalisten unter Deck. Rechts und links der Spree erscheint zunächst eine bunte Zelt— und Bauwagenstadt, »die Vorstufe des Wohnens am Wasser«, wie Bubel erläutert, dann folgen Mauerreste, dahinter Industriebrachen. Hier, findet Otremba, könne man bauen. Kurz darauf erscheint Riese. Hier, findet er, solle man nicht bauen, das wäre zu nahe an der Industrie.

Das Büfett wird eröffnet. »Links sehen Sie das ehemalige Gebäude des ehemaligen FDGB«, sagt er und dann durchfahren wir die historische Mitte: der Palast der Republik »eigentlich doch ganz hübsch«, die Museumsinsel, die Fischerinsel. »Die Wohnhäuser, die werden alle abgerissen«, verkündet der Bootsführer. Bubel, Riese, Otremba, die 'Morgenpost‘ und die Reporterin sehen sich überrascht an, das hört man zum ersten Mal. Kurz darauf tritt der Chef der Kommunalen Wohnungsverwaltung Hellersdorf an den Tisch heran. Ob ein Privateigentümer eine Genehmigung brauche, wenn er sein Haus abreißen wolle, fragt er, und zieht erst beruhigt wieder ab, nachdem Riese dies bejaht hat.

Es hagelt plötzlich. Der Schiffsführer schlägt den Weg nach Wedding ein, obwohl wir doch zum Rummelsburger See fahren sollten. Leider ist um den Rummelsburger See die Fläche zu stark verseucht zum Bauen, sagt Riese. Aber immerhin hätten noch 15.000 Wohnungen im unmittelbaren Uferbereich im restlichen Berlin Platz. War da nicht eben von nur 5.000 Wohnungen am Ufer die Rede?

Bevor wir im Westhafen einlaufen, wendet sich die Reporterin an die Pfandbriefbank und erkundigt sich besorgt, ob die taz denn einen Kredit aufgenommen habe und wofür. Kurz darauf verlassen wir das Schiff und streben — für die Kollegen etwas ungewohnt (»Mein Auto! Ich habe mein Auto an der Kottbusser Brücke stehengelassen.«) auf den nächsten U-Bahnhof zu. Zum Glück scheint die Sonne wieder. Eva Schweitzer

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