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Abtreibung=Völkermord

■ Polen: Papst hetzt mit allen Mitteln gegen Abtreibung

Random (ap/dpa/taz) — Für den Schutz des ungeborenen Lebens ist Woityla alias Papst Johannes Paul kein Mittel heilig.

Während seines Trips durch die polnische Heimat verglich der katholische Stellvertreter Gottes auf Erden gestern Abtreibung mit Völkermord. Vor hundertausenden begeisterten AnhängerInnen spannte er einen Bogen vom Völkermord an polnischen Juden und Zigeunern während des Zweiten Weltkriegs zur gegenwärtigen Abtreibungspraxis in seinem Heimatland. So wie Polen damals zum Friedhof von Unschuldigen geworden sei, berge es heute die Gräber der „Schutzlosen, deren Antlitz noch nicht einmal von ihren Mütter erblickt worden ist“, sagte der Heilige Vater und lancierte damit seine bisher schwerste Kritik am Schwangerschaftsabbruch.

Dem Parlament in Warschau sprach er wortgewaltig das Recht ab, die Abtreibung weiterhin straffrei zu lassen und verbot seinen Landsleuten, „das Töten von unschuldigem menschlichen Leben zu legalisieren“ — Wasser auf die Mühlen der erzreaktionären polnischen KatholikInnen, die immer lauter ein Abtreibungsverbot fordern, und eine massive Einflußnahme auf den derzeit heftigen politischen Konflikt.

Denn das polnische Parlament berät seit Monaten über eine Initiative konservativer Abgeordneter zur Abschaffung des seit 1956 geltenden Abtreibungsrechts. Unter dem Eindruck von Meinungsumfragen mit einer Mehrheit für die Beibehaltung des bestehenden Rechts ist die entscheidende Abstimmung im Sejm auf die Zeit nach dem Papst-Besuch verschoben worden. Scharf verurteilt wurden die Äußerungen des Papstes von der Gründerin der Frauenarbeitsgruppe im Sejm, Barbara Labuda. Was sie bisher gehört habe, sei „einfach schrecklich“, sagte die Abgeordnete. Bereits am Vortag hatte Johannes Paul in der mittelpolnischen Stadt Kielce den Konflikt um die Abtreibung angesprochen, sich aber noch zurückhaltender geäußert als in Radom. uhe

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