JUGENDFREIE SCHLEPPERFILME: Ein Schluck an der Spitze
■ Heute: »Hier spricht Beam-Cola« — Die Hörhilfe zum Trinken
Hallo Leute, ich weiß, Ihr seid heiß und mir läuft auch schon der Schweiß in die Unterhose, da hilft nur eines, eine heiße Scheibe muß auf den Plattenteller und ins Patschehändchen eine eiskalte Erfrischung, ich sag Euch nur eines: Uhgähnbiedafielin!«
Und schon greift der Großstadtbeat in die vollen Tasten, und auch der Drumcomputer kennt seinen Weg durch die flotten Snapshots der dampfenden Großstadt. Heiß wie eine Dampfkartoffel wiegt sich die Sommernacht in den Hüften, und überall ist die Stimme von Jim Beam-Cola. Sehnsüchtig wippen auch die Deutschen derzeit bei diesem Animationsclip in ihren Kinosesseln. Sie können den Sommer kaum erwarten und mit ihm das unvergleichliche Gefühl eines echt antörnenden Cityradios. Stimmung ist gefragt, und das ist genau das, was der 50-Sekunden-Clip von John Kentucky vermittelt. »Wer will schon aussehen wie ein Schluck Wasser, jeder von uns will doch aussehen wie ein Schluck Jim Beam-Cola«, faßt Kinovorführer Gerd das erwünschte Lebensgefühl knapp zusammen. »Das isses«, konstatiert auch Verleiher Maze Krummbiegel, dessen Liebe sonst ausschließlich dem Roadmovie gehört. »Da is alles drin: Hot Pants, Neon, Moderatoren.« Doch was Jungfilmer John Kentucky mit »Beam me up Jimmy« dem Citypublikum aufs Abendbrot streicht, hat keineswegs einen überraschend neuen Geschmack. Schon längst haben Kentuckys Landsmänner mit »Talkradio«, »Good Morning, Vietnam« oder »Pump up the Volume« die Hörerwartungen der Deutschen umgeknetet. Nein, es gehört mehr dazu, um die good vibrations durch den Äther zu pumpen als gute Laune und rollender Rubel — der richtige Tankstoff muß her.
Jim Beam-Cola (»Ein Schluck an der Spitze der Skala«) greift demonstrativ nach der Weißblechbüchse, in dem der Softdrink mit Schuß schlummert, den man braucht, will man auf einem urbanen Klangteppich mitschweben können. Aber John Kentucky läßt fünf Schluck nicht gleich gerade sein, eines der letzten Bilder in seiner swingenden Metropolenmessage gemahnt mit dem gespenstischen Zug fluoreszierender Talkstoffbüchsen an Mäßigung. Seine eindrucksvollen Bilder zeigen es auch sonst recht unmißverständlich: entweder man steht auf Jim Beam-Cola (wippende Miezenhintern) oder man liegt drunter (Penner).
Doch keine Angst, ein kleiner Schluck genügt und schon groovt es auch in dir, egal, was für einen Sender du inzwischen eintjunst: Uhgähnbiedafielin! Die Jim Beam-Cola-Hörhilfe gibt es eisgekühlt in jeder guten Tankstelle und den Schulungsclip im Kino deines Vertrauens. S.A.F.T.-Niedetzki
Beam me up Jummy von John Kentucky, USA 1991, 50 sec.
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