: Zweiklassen-Medizin
■ Kranke Palästinenser werden in Israel nicht behandelt
Jerusalem (afp) — Der Leiter des Hadassah-Hospitals in Jerusalem, Professor Schmuel Pinhas, hat die Militärverwaltung für die besetzten Gebiete beschuldigt, sie verhindere aus Kostengründen die Behandlung von Palästinensern in israelischen Krankenhäusern selbst in Notfällen.
Die israelische Tageszeitung 'Haarets‘ veröffentlichte am Dienstag einen Brief von Pinhas an Verteidigungsminister Mosche Arens. Darin beschwert sich der Arzt über neue Anweisungen an israelische Krankenhäuser, keine Palästinenser ohne vorherige Genehmigung der Militärverwaltung aufzunehmen. Dadurch sei es bereits zu Todesfällen gekommen. Das Hadassah-Krankenhaus bestätigte gegenüber 'afp‘ die Authentizität des Briefes.
Bislang wurden nur die wenigen palästinensischen Patienten in israelische Krankenhäuser aufgenommen, die über eine Krankenversicherung verfügen, hieß es aus gut unterrichteter Quelle. Die Militärverwaltung in den von Israel besetzten Gebieten lehne eine Begleichung von Krankenhauskosten in Israel ab.
Selbst eine Ausnahmegenehmigung für Notfälle sei Ende 1990 aus Kostengründen aufgehoben worden, hieß es weiter. Ein Sprecher der Militärverwaltung erklärte gegenüber afp, den israelischen Krankenhäusern solle in Zukunft wieder erlaubt werden, palästinensische Patienten aufzunehmen, falls diese in Lebensgefahr schwebten.
Professor Pinhas nannte als Beispiel für seine Vorwürfe den Fall eines fünfjährigen Jungen aus Naplus im Westjordanland, der vor drei Wochen im Hadassah-Hospital gestorben sei.
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