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Arbeit statt mehr Lohn

■ Gesamtdeutsche Umfrage acht Monate „danach“/ Westler fühlen sich belastet/ Ostler „wollen zuviel“

Wiesbaden. Acht Monate nach der deutschen Vereinigung droht die Solidarität zwischen den Deutschen überfordert zu werden.

Nach einer am Freitag veröffentlichten Emnid-Repräsentativumfrage, die im Auftrag des Bundesarbeitgeberverbandes Chemie vorgenommen wurde, haben Ost- und Westdeutsche in wichtigen Fragen des Zusammenwachsens gegensätzliche Auffassungen.

Eine absolute Mehrheit von 55 Prozent der Westdeutschen fühlt sich durch die zusätzlichen Steuern und Abgaben für die deutsche Einheit in ungerechtfertigter Weise belastet. Drei Viertel (76 Prozent) aller Befragten in Ostdeutschland sind der Umfrage zufolge überzeugt, daß die Menschen dort zu Recht hohe Erwartungen an die deutsche Einheit haben und die Westdeutschen ihnen mehr Hilfestellung leisten müssen.

Dagegen hat mit 80 Prozent die weit überwiegende Mehrheit der Westdeutschen das Gefühl, daß die Ostdeutschen zuviel von ihnen fordern und mehr Eigeninitiative entwickeln müssen.

Das Emnid-Institut befragte 3.009 repräsentativ ausgewählte Personen in den östlichen und westlichen Bundesländern, teilte der Bundesarbeitgeberverband Chemie mit. Danach bringen die Westdeutschen den Menschen in den östlichen Bundesländern ganz überwiegend (84 Prozent) positive Gefühle wie beispielsweise Solidarität und Hilfsbereitschaft entgegen. Dagegen haben die Ostdeutschen beim Gedanken an die „Wessis“ gemischte Gefühle. Eine relative Mehrheit von 45 Prozent äußert Negativempfindungen wie Ärger, Neid, Ablehnung oder Angst. 41 Prozent der Ostdeutschen blicken mit solidarischen Gefühlen nach Westen.

Einig sind sich 81 Prozent der westdeutschen und 70 Prozent der ostdeutschen Befragten, daß die Erhaltung von möglichst vielen Arbeitsplätzen in den östlichen Bundesländern den Vorrang vor der Anhebung von Löhnen, Gehältern und Renten auf das Westniveau erhalten sollte. afp

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