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Sport, Selbstschutz oder Frust?

■ Jugendliche diskutierten mit SPD-Politikern Konzepte gegen die wachsende Jugendgewalt/ Wo Abgeordneten nur wenig einfiel, warteten die jungen Leute selbst mit Vorschlägen auf

Berlin. »Genug der Analyse, wir wollen Konzepte sehen!« So die eindringliche Forderung junger Leute, die am Mittwoch abend der Einladung der SPD-Fraktion des Berliner Abgeordnetenhauses zu einer Diskussion über die wachsende Jugendgruppengewalt gefolgt waren. Genau diese konkreten Angebote vermochten die Abgeordneten aus Sicht der Mädchen und Jungen aber nicht oder nur unbefriedigend vorzulegen. Über die sogenannte offene, antiautoritäre Schule werde zwar seit Jahren geredet, getan hätte sich bisher kaum etwas. Auch die von einigen Politikern bereits als notwendig erkannte intensivere Betreuung, vor allem der 10 bis 15jährigen, stehe im Widerspruch zum derzeit massiven Rotstifteinsatz im Jugend- und Freizeitbereich.

Die Äußerung von Abgeordneten, daß Konzepte nur langfristig und mit Hilfe aller Beteiligten — der Jugendlichen selbst, der Eltern, Lehrer, Freizeitpädagogen, Streetworker und Polizei — durchsetzbar seien, fand zwar Zustimmung, es fehlten aber teilweise selbst Ansätze für Lösungsmöglichkeiten. Notwendig wäre eine kontinuierliche Jugendarbeit, die sich nicht in Stückwerk erschöpft und die weitestgehend von jungen Leuten für junge Leute gemacht wird, so die Meinung einer Teilnehmerin. Geld sei dabei nicht immer ausschlaggebend.

Ein möglicherweise interessantes Angebot an die Runde kam dabei vom Arbeitskreis »Jugend gegen Gewalt«, der vom Bereich der Ausländerbeauftragten des Senats unterstützt wird. Mädchen und Jungen verschiedener Nationalität haben sich darin unter dem Motto »Waffen sind out« und »Messer machen Mörder« zusammengefunden und wollen gemeinsam nach Alternativen suchen. In Projekten testen sie zum Beispiel die Öffentlichkeit auf die Fähigkeit, Bedrohten oder Angegriffenen Hilfe zu leisten.

Meinungsunterschiede wurden in der Diskussion aber auch bei der Frage nach den Ursachen der Jugendgruppenbildung deutlich. Selbstschutz, Freizeitbedürfnis oder einfach Frust — letzterer vor allem bei »Schwachen«, darunter Ausländern. »Schlag, oder du wirst erschlagen!« scheint ein trauriges, aber gängiges Motto geworden. Immer mehr Schüler, konzentriert an Hauptschulen, kommen mit Messern oder Sprays zum Unterricht. Der Wunsch nach einer Ausbildung in Kampfsportarten nehme beängstigend zu, so die Beobachtungen eines Lehrers. Er sieht darin die Gefahr, daß die Hemmschwelle für Gewalt weiter sinkt. dpa

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