piwik no script img

Ein Denkmal könnte wackeln-betr.: "Deutsche oder sozialdemokratische Politik?" von Otto Schily, taz vom 30.5.91

betr.: „Deutsche oder sozialdemokratische Politik?“ von Otto Schily, taz vom 30.5.91

Als die Grünen Otto Schily Amt und Würden versagt haben, hat die Meinungsseite nur so geleuchtet von abgeschossenen Salven. Nun erlaubt sich die SPD in Bremen, Otto Schily nicht in den Bundesvorstand zu wählen — und die taz schweigt schändlich dazu. Soll das etwa heißen, daß der Rest des Führungspersonals der SPD noch besser ist als Otto Schily? Dann wüßten wir ja, warum wir ihn nicht gewählt haben.

Aber wenigstens darf er noch die Meinungsseite füllen und uns die Lage der SPD erklären.

Wesentlich besser fände ich es, wenn er mal in sich gehen und darüber nachdenken würde, was er — der immer richtig liegt — früher so von sich gegeben hat. Ich weiß noch ziemlich gut, daß Otto Schily im „Konflikt“ zwischen Iran und Irak heftig für die Bewaffnung des Irak durch den Westen eingetreten ist. Was mit diesen Waffen geschehen ist, wissen wir mittlerweile nur zu gut. Bloß Otto Schily weiß wieder alles besser — Aufrüstung gegen die Hochrüstung des Irak. Wie genial!

Die moralische Instanz Otto Schily, die dicke Tränen über die Bedrohung Israels verloren hat, hat sich zu ihrer eigenen Verantwortung in dieser Angelegenheit bis heute nicht geäußert. Und die taz fragt höflicherweise auch nicht nach. Ein Denkmal könnte wackeln. Richard Kelber, Dortmund

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen