: Mit den Finanzmärkten auf du und du
■ Zurück in die Provinz * Banken wenden sich gegen Globalisierung der Märkte
Osaka (afp/taz) — Die international tätigen Großbanken visieren eine Kehrtwende ihrer Unternehmensstrategien an. Spitzenbanker aus allen Kontinenten, die an einer Internationalen Finanzkonferenz im japanischen Osaka teilnahmen, kündigten eine Umstrukturierung ihrer finanziellen Operationen an. Auf mittlere Frist sei es besser, sich auf die heimischen Märkte zu konzentrieren und die Operationen auf den weltweiten Märkten zu reduzieren. Insbesondere der Vorstandssprecher der Deutschen Bank, Hilmar Kopper, verwies auf die Risiken der Globalisierung der Finanztransaktionen und führte aus, weltweit erfolgreiche Banken hätten sich zunächst auf ihren Heimatmärkten eine solide Grundlage aufgebaut. Für deutsche und europäische Kreditinstitute müsse der EG-Binnenmarkt Priorität haben.
Nahezu einhellig wurde eine Regionalisierung des Bankengeschäftes prognostiziert. Gegen die weltweite Ausdehnung der Kreditgeschäfte wurde vor allem geltend gemacht, daß die Wechselkursrisiken sich mehrten und die Zugangsbarrieren auf nationale Kapitalmärkte sich erhöhten. Der Präsident der First National Bank of Chicago, Barry Sullivan, riskierte die Vorhersage, daß in den nächsten Jahren ein Großteil der internationalen Banken ihre Kreditgeschäfte in den USA verringern würden. Ähnlich äußerte sich der Vizepräsident einer australischen Bankengruppe: Seine Gesellschaft will sich zukünftig allein auf Australien und die asiatische Pazifikregion konzentrieren.
Hintergrund dieser neuen Geschäftsstrategie dürften die Erfahrungen der achtziger Jahren sein, während derer die internationalen Kreditoperationen nahezu explosionsartig zunahmen, aber auch die Zahl der faul gewordenen Kredite steil anstieg. Risikovorsorge in der Heimat tut jetzt Not. Dies gilt insbesondere für die Vereinigten Staaten, wo angesichts der großen Zahl von Banken sich die Konkurrenz so intensiviert hat, daß risikoreiche Kredittransaktionen geradezu provoziert werden.
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