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Deutsch-polnischer Dialog

■ Forum Polen auf dem Evangelischen Kirchentag

Dortmund (taz) — „Das deutsch- polnische Verhältnis kann keine rein katholische Angelegenheit sein“, verkündete Fürst von Bismarck. Und um das Terrain nicht den Katholiken zu überlassen, eröffnete er gestern als Ehrenmitglied des Präsidiums das „Forum Polen“ auf dem 24. Evangelischen Kirchentag. Zeitlich durchaus passend, denn gestern wurde auch der deutsch-polnische Nachbarschaftsvertrag paraphiert.

Der Dialogversuch mit den polnischen Nachbarn war eingebunden in den Themenkomplex „Die Deutschen in Europa“. Und so trafen sich auf dem Podium und vor halbvoller Westfalenhalle viele von denen, die auch anderen Orts Worte über Deutsche und Polen wechseln: Der Schriftsteller Günter Grass zum Beispiel, Adam Krzeminski, Redakteur bei der Solidarność-Zeitung 'Politika‘, und der frühere polnische Ministerpräsident Tadeusz Mazowiecki.

„Der Schwarzseher der Nation“ (Grass über Grass) entwarf ein Bild der Deutschen wie es sich dem östlichen Nachbarn bietet. In der neuen BRD werde jetzt die „abermalige Teilung vollstreckt“ und eine Gesellschaft geschaffen, in der nur der „angepaßte Typ Krause“ mit seiner „freien Fahrt eine Zukunft hat“, wo „die innere Leere mit Pomp aufgefüllt“ wird. Der Schriftsteller malte die Vision vom Deutschen und Polen als Europäer — während sich Krzeminski zunächst mit dem häßlichen Polenbild beschäftigte: dem Polen, der in deutschen Augen kein Freiheitskämpfer und nicht mehr der Erfinder des Runden Tisches ist, der für eine Klerikalisierung der Gesellschaft steht. „Unsere Romantik hält sich in Grenzen“, meinte der Redakteur trocken. Wir sind eine Gesellschaft von Möchtegernaufsteigern und führen eine innenpolitische Schlammschlacht im Nebel. Aber wir sind ein berechenbares Schiff in europäischen Gewässern. Für die Deutschen „steht es mit der Wärme nicht zum Besten, aber mit der Achtung“.

Der Papst ist gerade in Polen. Das Forum war ein Kirchliches, also ging es auch um die Kirche — die Katholische Kirche in Polen. Wie er zur Abtreibung stehe, wollte das Publikum vom Bischof Jan Jeremiasz aus Breslau bei der Bibelarbeit wissen. „Diese tragische Entscheidung einer Frau darf nicht kriminalisiert werden“, antwortete er klipp und klar unter Beifall — aber er ist ja auch ein orthodoxer Bischof. „Auch die Kirche muß in unserem Land die Demokratie entdecken und lernen, wie man sich in einer Demokratie benimmt.“ Diesen Ratschlag gab Mazowiecki dem polnischen Klerus. Und Grass rief quer über das Podium: „Diesen Herrn hätte ich gerne als Präsidenten Polens.“

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