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Neue Altlast quält Greifswalder Atomwerker: Defekte Brennstoffbehälter im Abklingbecken

■ Atomaufseher Töpfer gibt Gefährdungsstudie in Auftrag

Berlin (taz) — Drei defekte, abgebrannte Brennstoffkassetten liegen seit 16 Jahren im sogenannten Abklingbecken der stillgelegten Blöcke I und II der Atomzentrale in Greifswald herum. Als Auslöser für die offenbar schweren Schäden an den Brennelementen gelten Schwingungen, die seinerzeit während des Reaktorbetriebs aufgetreten sind. Wie viele der jeweils 126 Brennelement-Rohre aufgeplatzt oder löchrig sind, ist unbekannt; niemand weiß auch, wie viele hochradioaktive Brennstoff-Tabletten auf dem Grund des wassergefüllten Beckens liegen. Sie könnten das Kühlwasser schleichend verseuchen. Vor allem: Bisher weiß niemand, was mit dem Atommüll im Wasserbad passieren soll.

Der Leiter des Vorstandsbereichs Betrieb in den EWN, Bernd Müller, sagte auf Nachfrage, die Schäden an den drei Kassetten seien auf Fertigungsfehler der sowjetischen Hersteller zurückzuführen. Die Situation sei kontrollierbar, solange die beschädigten Brennelemente unter der schützenden Wasserschicht gelagert würden.

Sicher ist jedoch, daß sie nicht auf ewig im Abklingbecken vor sich hin schmoren können. Und ebenso sicher werden die sowjetischen Hersteller defekte Brennelemente nicht zurücknehmen. Die Leitung der Energiewerke Nord (EWN) und Fachleute der atomrechtlichen Aufsichtsbehörde im Schweriner Umweltministerium brüten derzeit über technischen Lösungen für das Problem. Der Bonner Atomaufseher Klaus Töpfer (CDU) hat bei der „Gesellschaft für Reaktorsicherheit“ in Köln in aller Stille schon einmal eine Gefährdungsanalyse in Auftrag gegeben. SEITE 5

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