: Wubbeldubbels Tuschelclan
■ Grundschul-Theatertage eröffnet / In tragenden Rollen: Mareike und Ming-Ming
Fünfzig SchauspielerInnen und ChorsängerInnen vor und neben der Bühne, viel Publikum im Saal und dann der große Moment: Licht aus, Spot an, die Show beginnt. „Wir wollen die Macht“ tönt es vom Podium, „wir Schultermänner wollen unter den Menschen Streit entfachen und Terror anzetteln“. Starke Sprüche, die da aus jungen Kinderkehlen kommen. Und es geht noch weiter. Der real existierende Schulleiter Götze wird zum Ölgötzen gemacht und lacht auch noch dazu.
Für Mareike war der lange, aufrührerische Text überhaupt kein Problem. „Ich kann ganz gut auswendig lernen“, sagte die 10jährige recht entspannt nach einer Stunde Theaterspielen in der Grundschule an der Gete. Ihr war es vorbehalten, bei der Erstaufführung von Kurt Walters Wubbeldubbels Tuschelclan die die Titelrolle des Oberchaoten Wubbeldubbel zu spielen.
Ein halbes Jahr übte die verantwortliche Lehrerin Hannelie Borchers mit der Theater-AG und dem Schulchor die Geschichte um Auflehnung gegen das Schul- Establishment ein. Gestern nun war Premiere, und zu besonderem Anlaß: Die jungen KünstlerInnen durften die Bremer „Grundschul-Theatertage“ eröffnen.
Bis zum 14. Juni ist das Theaterschaffen der ersten bis vierten Bremer Schulklassen anzusehen. Nach einer Pause von vielen Jahren lebt diese Veranstaltungsreihe nur für Grundschulen wieder auf, und die Kinder sind offensichtlich mit Feuereifer dabei.
Während der Schulzeit, aber auch in ihrer Freizeit haben sie Seite für Seite eingeübt, berichtet Mareike. Zunächst einige wenige, „so drei bis vier Seiten, dann immer mehr, zuletzt waren es zehn“. Auch die elfjährige Asiatin Ming-Ming ist stolz auf ihre Rolle. Dabei muß sie den bösen Willi darstellen, der mit Zwillen auf Mitschüler zielt und auch sonst nicht gerade ein Ausbund an Freundlichkeit ist.
Auf die Frage, ob sie denn unter den Augen ihrer Mutter nicht lieber eine positive Figur spielen würde, antwortet Ming-Ming ganz abgeklärt: „Das ist doch alles nur Theater“. Für den Librettisten Kurt Walter, einen pensionierten Lehrer, steckt allerdings auch eine Menge Geschichtsaufarbeitung in seinem Stück. „Das wollte ich schon seit zwanzig Jahren auf die Bühne bringen. Das hat so viel mit der Nach-68er-Zeit zu tun, als man sich gegen die Oberen auflehnte.“ Den Kindern ist das egal, sie spielen sowieso ihr Stück. Jürgen Francke
Dienstag:
10.00 Die Mutprobe
11.30 Guten Morgen, Herr Riese
12.00 Die vier Jahreszeiten
(im SZ Horn, Ronzelenstraße)
Mittwoch:
10.00 Die Vogelhochzeit
11.30 Zirkus Floh
(Grundschulen Rönnebeck und Fährer Flur)
Donnerstag:
10.00 Katrins Traum
11.00 Wubbeldubbels Tuschelclan
(Schule an der Gete)
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