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Vom Nachttisch geräumt: Lektorat entlassen

Es gibt Bücher, die wirft man nach den ersten Sätzen in die Ecke und sieht sie nie mehr an. Es gibt andere, die holt man noch einmal hervor, probiert es wieder und wird bekehrt. Rüdiger Görners Mozarts Wagnis wirft jeder, der drei Milligramm Verstand hat, nach den ersten Sätzen in die Ecke, und niemand wird beim zweiten Anlauf bekehrt. Es stellt sich einzig und allein die Frage, wie ein solcher Blödsinn die Augen eines Lektors hat passieren können. Hier die ersten zwei Sätze des Machwerks: „Allein dieser Name mit seiner vokalischen Gewichtigkeit auf der ersten und seiner schwebenden Leichtigkeit über der zweiten Silbe, der Name für Musik schlechthin, ein Inbegriff genialen Künstlertums und ein Kultgegenstand ersten Ranges. Einfach nur dahersagen kann man ihn nicht; wo er fällt, läßt er aufhorchen: Mozart.“

Um allem die Krone aufzusetzen, sagt Rüdiger Görner noch, da er statt „schon“ „allein“ schreibt, das Gegenteil dessen, was er meint. Wie kommt so ein Zeug zwischen zwei Buchdeckel? Die einzig mögliche Erklärung: Von der Öffentlichkeit unbemerkt wurde im ansonsten von mir so geliebten Insel-Verlag das Lektorat abgeschafft.

Rüdiger Görner: Mozarts Wagnis . Insel-Verlag, 178 Seiten, 32 DM

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