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Keine Angst vorm Fliegen

■ Der organisierte Sport entdeckt die Frau: Der Hamburger Sport-Bund veranstaltet eine Mädchen- und Frauensportwoche mit dem Ziel, frauenfreundliche Sportangebote in den Vereinen zu etablieren

Hamburg (taz) — Warum werden so viele Hamburger Frauen dieser Tage zu Artistinnen, Stockkämpferinnen oder Segelfliegerinnen? Liegt die Ursache in besonderen Planetenkonstellationen, die auf die Hanseatinnen einwirken? Natürlich nicht. Der Grund ist ziemlich irdisch: Es ist Mädchen- und Frauensportwoche. Die vom Hamburger Sport-Bund (HSB) initiierte Veranstaltung umfaßt ein Angebot von 45 Workshops, diverse kostenlose „Schnupperangebote“ Hamburger Vereine, sowie mehreren Diskussionsforen, die sich mit dem Thema Frauensport beschäftigen.

Den Initiatorinnen der unter dem Motto „Frauen in Bewegung“ laufenden Woche ging es jedoch nicht nur um ein einmaliges Angebot sondern um langfristige Veränderung von Vereinsstrukturen. Anne Heitmann, Pressereferentin des HSB: „Durch den großen Erfolg der Sportwoche werden die Vereine motiviert, frauenspezifische Angebote mit in ihr Programm aufzunehmen.“ Nicht zuletzt im eigenen Interesse: Die Hamburger Vereine leiden unter Schwund ihrer traditionellen, also männlichen Mitglieder.

Erste Früchte trug die HSB-Idee bereits beim Fallschirm-Sport-Club Hamburg, dessen Workshop „Working on Sunshine“ neben Kursen im Segelfliegen, Bauchtanz und Rudern einer der Renner im Angebot der Frauensportwoche ist. An den restlichen Sommerwochenenden haben Frauen die Möglichkeit, das Fallschirmspringen unter sich und der Anleitung von Sigrid von Thun, Mitinhaberin des derzeit von 80 Frauen gehaltenen Formationssprungweltrekordes, zu erlernen.

Gleichzeitig sollen die Frauen durch die Workshops ermutigt werden, durch kollektive Vereinseintritte selbst deren Angebot zu verändern. Diese von den Organisatorinnen — größtenteils Mitglieder des HSB-Ausschusses „Frauen im Sport“ — angestrebte Vereinsunterwanderung stößt jedoch auf Grenzen. Zwar sollen die Frauen das Vereinssterben aufhalten — der Frauensport ist ja ein nahezu brachliegender Markt — doch auf dem Weg zu diesem Ziel haben die Funktionäre so ihre Probleme.

Einige ehrenamtliche HSB-Mitarbeiterinnen berichten von den Überredungskünsten, die es kostete, den HSB-Offiziellen klarzumachen, daß die Frauen beim Auftaktfest im „Haus des Sports“ — genauso wie bei Workshops und Diskussionsforen der Sportwoche — unter sich bleiben wollten. Auch bei der vorher zugesagten Finanzierung der angebotenen Mädchenworkshops gibt es nun Probleme.

Öffentlichkeitsreferentin Anne Heitmann kommentiert die Organisationsinterna so: „Dr. Friedel Gütt, der Präsident des HSB, hat die Mädchen- und Frauensportwoche unterstützt.“

Andere taten sich offenbar schwerer. Doch insgesamt geht es bei der Sportwoche jedenfalls nicht um Frauenbewegung sondern um Frauen in Bewegung, es gilt Altersunterschiede von 60 Jahren und die unterschiedlichsten Motivationen der Frauen unter einen Hut zu bringen.

Am erfreulichsten für Angela Roder, Breitensportreferentin des HSB und Hauptinitiatorin der Frauenwoche, ist es deshalb auch, daß frauenpolitisch bewegte und traditionelle Vereinsfrauen zusammen etwas gemacht haben und: „Daß sich die Frauen bei uns bedankt haben das es soetwas überhaupt gibt, auch wenn sie keine Plätze mehr in den Workshops bekommen haben.“ Claudia Thomsen

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