: Nur ein Trick
■ Betr.: "Und was ist mit der Dritten Welt?", taz vom 7.6.91
betr.: „Und was ist mit der Dritten Welt?“ von Hans Christoph Buch, taz vom 7.6.91
Man kann Wahrheiten ausnützen, um wichtigere und ganze Wahrheiten zu leugnen. Buchs Essay ist das beste Beispiel dafür.
Es ist wahr, daß die Eliten der Dritten Welt korrupt sind. Es ist auch wahr, daß die Menschen der Dritten Welt auch selbst an ihrer Misere schuld sind. Aus diesen Tatsachen kann man aber nicht schließen, wie Buch es tut, daß die Schuld des Kolonialismus, des US-Imperialismus, der Weltbank und so weiter „fast nichts“ sei.
Mit dem Wörtchen „fast“ oder den Ausdrücken „nicht eine einzige Ursache“ und „Geiseln ihrer durch fremde und eigene Schuld vermurksten Geschichte“ gibt Buch zwar die Schuld der eigenen Seite ein bißchen zu. Aber das ist nur ein Trick, um die eigene Seite zu entlasten (er ist ja Bürger eines imperialistischen Staates). Er will wohl die Existenz des Imperialismus bestreiten. Die ganze Wahrheit ist, daß die kleinen Räuber, die einheimischen Eliten, Komplizen der großen Räuber, der Imperialisten, sind.
Ist die eigene Seite entlastet, dann gibt es keinen Grund, hier etwas zu bekämpfen oder zu verändern. Dann genügt es, dafür zu sorgen, daß die Gastarbeiter aus Afrika in Dresden die Straßenbahn benutzen können. Das Gewissen des Nordwestens ist dann wieder rein. Md.Abdalla, Leverkusen
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