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Skandalfässer auf strahlender Tour

■ Transnuklear-Atommüll aus Mol wieder nach Deutschland unterwegs/ Töpfers Umweltministerium hat Angst vor Bürgerprotesten/ Atommüll nach Gorleben, Karlsruhe und Duisburg unterwegs

Berlin (taz) — Just zu dem Zeitpunkt, an dem in Hanau die Juristen an den Urteilen für den größten Atommüllskandal der deutschen Geschichte brüten, lassen die bundesdeutschen Behörden in einer Geheimaktion die umstrittene strahlende Fracht wieder ins Land. Das Bonner Umweltministerium bestätigte gestern gegenüber der taz, daß circa 50 Atommülltransporte aus Mol nach Deutschland unterwegs oder geplant seien. Transportrouten wollte das Bonner Ministerium zunächst nicht bekanntgeben. „Es gibt bestimmte Gruppierungen die gegen jeden Transport vorgehen. Wir wissen genau, daß wir da Schwierigkeiten bekommen“, so Ministeriumssprecherin Löcker.

Löcker bestätigte, daß die ersten Transporte mit der brisanten Fracht bei Nacht und Nebel am Dienstag abend aus Mol fortgeschafft worden seien. „Die Genehmigungsvoraussetzungen sowohl für die Transporte als auch für die Lagerung liegen vor.“ Der jetzt transportierte, fertig konditionierte (endlagergeeignete) Müll ist nach Angaben von Löcker auf dem direkten Weg ins Zwischenlager Gorleben. 350 Kubikmeter flüssiger Atommüll, der in Mol nicht konditioniert werden kann, soll zunächst in die Konditionierungsanlage des Kernforschungszentrums Karlsruhe gebracht werden. 200m3 Atommüll sollen offenbar bei der Gesellschaft für Nuklearservice in Duisburg gelagert werden.

In Stuttgart bestätigte unterdessen das Umweltministerium, daß borsäurehaltiger flüssiger Atommüll aus Mol im Kernforschungszentrum Karlsruhe (KFK) eingedampft werden soll. Der zuständige Karlsruher Hauptabteilungsleiter Pfeifer, sagte der taz, die Verarbeitung des Mülls gehe auf eine Anfrage des Bundesumweltministerium zurück. Der Müll soll dann sowohl in Gorleben zwischengelagert, als auch im Schacht Konrad endgelagert werden können. Er solle aber nicht vor Ende Juli ankommen. Für die Flüssigmülltransporte sei die Gesellschaft für Nuklearservice zuständig.

Das baden-württembergische Umweltministerium hat nach eigenen Angaben darauf bestanden, daß Niedersachsen den verarbeiteten, eingedampften Atommüll in einem externen Zwischenlager in Gorleben annehme. „Diese Bestätigung liegt vor“, so Ministeriumssprecher Thomas Langheinrich.

In Hannover bestätigte die Sprecherin der Umweltministerin Griefahn, Eva-Maria Rexing, daß die Gewerbeaufsicht Lüneburg die Genehmigung für die strahlenden Zeitbomben ohne Absprache ausgestellt habe. Das Ministerium prüfe zur Zeit, ob die Einlagerungsgenehmigung zurückgezogen werden könne. Das strahlende Material kommt ursprünglich aus den Atommeilern Neckarwestheim und Krümmel.

Unterdessen wollen Atomkraftgegner am Zwischenlager Gorleben die Anlieferung von Atommülls verhindern. Erste Fässer sollen schon heute früh in Gorleben ankommen, so Wolfgang Ehmke von der BI Lüchow-Danneberg. Der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz kritisierte in Bonn die „unzureichende Informationspolitik“ des Töpfer-Ministeriums und forderte eine ausführliche Bilanz des Atommülls aus dem Transnuklearskandal. Hermann-Josef Tenhagen

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