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Ab auf die Seniorenfahrt

■ Was die neun Senatoren dem Bürgermeister als Wahlkampf-Termine vorschlagen

Eigentlich möchte Bürgermeister Wedemeier schon gerne auch noch nach der Wahl am 29. September Bürgermeister bleiben. Deswegen hat er nicht nur versucht, bei der Abfassung des Wahlprogramms seiner Partei Hand anzulegen, sondern sich auch Gedanken machen lassen, wie es hinzukriegen ist, daß sein Kopf bis zur Wahl möglichst oft und in möglichst positivem Umfeld in die Spalten der Lokalpresse eingerückt wird.

Diese große Aufgabe verlangte nach dem vollen Engagement aller neun Senatoren. Von einemRundbrief aus dem Rathaus angespornt, machten sie Mitteilung von Gelegenheiten zur wahlwerbewirksamen Bürgermeister- Präsentation. Das - aus Wettbewerbsgründen natürlich streng vertrauliche — Ergebnis liegt inzwischen in Wedemeiers Schublade. Es garantiert uns einen Bürgermeister-Wahlkampf, der kein Auge trocken läßt.

Zwar sind die großen Wahlgeschenke (200 neue Lehrer, 60 Mio für die Bremer Hochschulen, 60 Mio für die Kultur) schon verkündet, aber die Phantasie der Senatoren garantiert, daß auch der Rest der Vorwahlzeit spannend wird. Da sind zum Beispiel erstmal zwei Schützenfeste in Farge und Blumenthal, die Wedemeier als PR-Termin angedient werden. An die vielen Stimmen aus den Altersheimen hat die Sozialsenatorin gedacht, und dem Senatspräsidenten die Teilnahme an einer Seniorenfahrt am 14. August vorgeschlagen.

Kranke, Behinderte und Sozialhilfeempfänger haben zwar normalerweise keine laute Stimme, aber das ist am Wahltag schließlich egal, denn da zählt jede. Am 30.8., so deshalb der Vorschlag, wird des Bürgermeisters Erscheinen beim Sommerfest der Arbeiterwohlfahrt anvisiert. Das hätte den Vorteil, daß gleich- und rechtzeitig viele Genossen zum Plakatekleben motiviert werden können.

Auch Umweltsenatorin Lemke- Schulte hat sich Gedanken über den Wedemeier- Einsatz beim Stimmenfang gemacht. Sie hält des Bürgermeisters Erscheinen beim Aufsperren der neugebauten Ochtum am 31. August für förderlich. Angesichts des künstlichen Flüßchens, das formvollendeter mäandriert als jeder echte deutsche Fluß, könnte auch der leidige Streit um die Ochtumverlegung zur Flugplatzerweiterung vergessen werden. Am 15. September kann Wedemeier dann — 14 Tage vor der Wahl — zum Endspurt ansetzen: und zwar beim Volksrenntag zum großen Preis von Plaza auf der Vahrer Rennbahn.

Der absolute Höhepunkt des Wedemeier-Wahlkampfes jedoch steht erst am 27. September, zwei Abende vor der Entscheidung an. Senatorenvorschlag für den Kollegen Bürgermeister: „Teilnahme am Laternelaufen ab Spielhaus Antwerpener Straße“. Rosi Roland

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