: Selten so gelacht!
■ „Wehret den Fußgängerzonen-Anfängen“, taz vom 12.6.
Menschen die zur Inzenierung ihres Lebensstils „auch die automobilen Attribute der Großstadt rechnen“...Eine schöne Umschreibung für Automobilisten,die sich durch Bequemlichkeit, Intoleranz und Ignoranz auszeichnen. (–Tschuldigung: Es gibt auch weiße Schafe!)
„Lärm,Betriebsamkeit,Mobilität und Autoflanieren“ als Lebensgefühl eines Toskana-Urlaubs, welches auch in Bremen kultiviert werden sollte ... Dabei vergißt „Oil-Finger“ Hoetzel nur, daß die in der Toskana so beliebten Urlauber sich die Hacken wundlaufen, auf der Suche nach einem „ruhigen“ Hotelzimmer.
Daß der „Autoverkehr auch zur sozialen Bereicherung“ nicht nur des O-Wegs beiträgt, ist unbestritten: 50.000 Verkehrstote jährlich auf den asphaltierten Erlebnisräumen der EG schaffen eine Reihe von sozialen Kontakten: zwischen sensationslüsternen Gaffern und Notärzten, zwischen Angehörigen kleiner Kinder und Beerdigungsunternehmern usf.
Wunderbar verschroben finde ich auch Andreas' Verquickung von sozialer Mischstruktur und „freier Fahrt für mobile Stadtbürger“. Welch verklärte Erkenntnis beeinhaltet doch seine Äußerung: „Hier verkehren Arme, Alte und Ausländer noch im selben Quartier, benutzen denselben Staßenraum wie Theaterleute und Bundesligafußspieler“ (und taz-ige Schreiberlinge, möchte man hinzufügen). Da ist etwas wahres dran: Theater und Bundesligafußspieler dröhnen in ihren „schadstoffarmen“ Limousinen über das Kopfsteinpflaster, und die Alten, Armen, Kinder und anderen „Nicht-Automobilen“ haben das urbane Vergnügen, die Verbrennungsendprodukte zu inhalieren.
Mir bleibt das Lachen im Halse stecken...
Jens Grund
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