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Die Alten stehen auf Sturm

■ Mit neuem Vorsitzenden starten „Die Grauen“ in den Wahlkampf / Parteitag

„Mein Name ist Programm“, schmettert Reinhard Sturm (49). Seit kurzem ist er Vorsitzender der Partei „Die Grauen“ in Bremen und will seine Partei in den Wahlkampf um die Sitze der Bremischen Bürgerschaft führen.

Der Vorsitzende ist davon überzeugt, daß „die Bürger eine neue politische Signalfarbe in der Bremischen Bürgerschaft haben wollen“. Offiziell und ganz unbescheiden hält er es für möglich, mit den Grauen die Fünf-Prozent- Hürde zu überspringen. Die Partei — hervorgegangen aus der Alten-Kampforganisation „Graue Panther“ der ehemaligen grünen Bundestagsabgeordneten Trude Unruh — hat bei der Bundestagswahl 1990 in Bremen 1,3 Prozent erreicht.

Jetzt will die Partei entgegen ihrem Namen ein durchaus junges Team ins Rennen um die Bürgerschaftssitze schicken: Die zweite Vorsitzende Erika Reiners- Scheidewig ist 43 Jahre alt, der dritte im Bunde, Herbert Luckmann zählt erst 36 Lenze.

Junges Team für die Bürgerschaftswahl

Wenn die Grauen auf ihrem Parteitag am 17. Juni ihre KandidatInnen-Liste für die Wahl im September aufstellen, wird sich auch ein Prommi für einen Listenplatz bewerben: Rudolph Bauer ist Professor für Sozialpolitik und Sozialarbeit an der Universität Bremen. Er meint zwar, die Grauen noch nicht besonders gut zu kennen, findet aber bei dieser Partei den „inter-generationellen“ Ansatzpunkt am ehesten verwirklicht.

Einen „Sturm“ entfachen will Vorsitzender Reinhard Sturm vor allem gegen „die Rechtlosigkeit, Entmündigung und Isolierung“ alter Menschen. Er tritt dafür ein, daß der Bremer Senat endlich einen neuen Altenplan entwickelt, denn die Grundlage der Bremischen Altenpolitik stammt noch aus der Mitte der siebziger Jahre.

Ein weiteres wichtiges Thema: Das Pflegerisiko. Die „Überpartei“ — so nennen sich die Grauen selbst — kann sich nicht mit den Plänen von CDU und SPD anfreunden, eine Pflegeversicherung zu gründen, um alte Menschen davor zu bewahren, im Rentenalter ein Fall fürs Sozialamt zu werden. Wie auch die Grünen fordert die graue Altenlobby ein Bundespflegegesetzt, das das Pflegerisiko aus Steuermitteln absichern soll.

Trotzdem ist das Programm nicht das einer typischen Altenpartei: Reinhard Sturm wettert zum Beispiel auch gegen die Rüstungsexporte durch Bremer Firmen und fordert deren Verbot.

Wenn der stürmische Vorsitzende im Wahlkampf nicht alles alleine machen und sich heillos überarbeiten will, muß er noch zusehen, MitstreiterInnen zu finden. Bisher zählt seine Überpartei in Bremen 70 Mitglieder, von denen etwa 20 aktiv sind.

Parteitag und Würstchen mit Trude Unruh

Am heutigen 17. Juni halten die Grauen in Bremen ihren Landesparteitag. Um 9 Uhr wird Reinhard Sturm referieren, die KandidatInnen werden sich vorstellen, ab 14 Uhr wird Trude Unruh auf dem Marktplatz Werbewürstchen verkaufen. och

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