: Mißratenes Ende eines mißratenen Jahres
■ Hertha BSC — Bayer Leverkusen 1:2
„Danke, Hertha, für die geile Saison“, ätzte ein Transparent auf den weithin leeren Rängen des Olympiastadions, als sich Hertha BSC so aus der Bundesliga verabschiedete, wie sie sich fast während der gesamten Saison seinem Publikum präsentiert hatte: mit einer Niederlage, die gegen die ebenfalls schwer gescheiterten Leverkusener mit 1:2 diesmal sogar relativ glimpflich ausfiel.
Schon die Namen der Trainer sagten alles über die Misere der beiden Vereine: Peter Herrmann (Leverkusen) und Karsten Heine (Hertha). Die alten Kapitäne hatten längst das gesunkene Schiff verlassen müssen, für den kläglichen Rest der Saison noch große Namen zu verpflichten lohnte sich nicht, also mußten die Maschinisten ran, die Co-Trainer, die dann zu Beginn der neuen Spielzeit ihre Ämter brav wieder an die Herren Reinhard Saftig (Leverkusen) und Bernd Stange (Hertha) übergeben dürfen.
Eine Bescheidenheit, die zumindest bei Hertha verwundern muß. Bei deren Verschleiß wäre es auf eine Trainerkoryphäe mehr oder weniger ja nun wirklich nicht angekommen. Einer wie Dettmar Cramer beispielsweise hätte der Arme-Sünder-Bank der Berliner für einige Wochen bestimmt bestens gestanden, Uwe Klimaschefksi wäre sicher ebenfalls gut gekommen, und auch »Sir« Georg Keßler war lange nicht mehr in Berlin. Aber wir wollen nicht meckern, schließlich hat Karsten Heine seine Sache recht gut gemacht.
»Es gibt keinen Zweifel, der Gegner war uns in fast allen Belangen überlegen«, analysierte er die für geraume Zeit wohl letzte Erstliga-Niederlage der Berliner, ein Satz, der ihm in seiner kurzen Amtszeit vertrauter geworden sein dürfte als das Amen in der Kirche. Dabei hatte Leverkusen alles andere als gut gespielt. Durch gütige Mithilfe der Hertha-Abwehr gelang Buncol (9.) und Kirsten (42.) jedoch die 2:0-Führung, danach setzten sich die weit an einem UEFA-Cup-Platz vorbeigerauschten Gäste vollends zur Ruhe und Herthas Zetzmann durfte in der 84. Minute zum 1:2 treffen. »Ich möchte zu diesem Spiel gar nicht viel sagen«, meinte Bayer-Interim Herrmann und sprach damit allen aus der Seele.
Schwamm drüber, und: auf ein Neues in der zweiten Bundesliga, sofern es Hertha doch noch gelingen sollte, seinen Antrag auf eine Lizenz so auszufüllen, daß ihn auch der DFB versteht. Die Vereinsführung scheint in dieser Hinsicht immerhin optimistisch zu sein. Sie lud bereits zum offiziellen Fototermin für die Zweitligasaison '91/'92. Matti
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