: Pata Musik & Stockhausens
■ ...und bigge Bands: Ein spannendes Jazzfest wochenends in Delmenhorst
hierhin bitte
das Foto von den
Musikern
auf der Treppe
Starring am Sonntag: das „United Jazz & Rock Ensemble“
Der erste Abend des Jazzfests Delmenhorst stand ganz im Zeichen der Großformation. Die Bigband der Musikschule Delmenhorst mit dem optimistischen Namen Jazz Invaders bot Standards nicht nur aus dem Bereich der eigentlichen Bigband-Ära. Die Emdener Windmachine brachte vor allem latin-orientierte Stücke zu Gehör. Der Top- Act am Freitagabend war die Big Band der Gesamthochschule Kassel, die mit kräftigem Sound, akzentuierten Bläsersätzen und einer heftig swingenden Rhythmusgruppe die Möglichkeiten verdeutlichte, die eine Big Band den NachwuchsmusikerInnen bietet. Auch insgesamt war das Big Band Meeting ein begrüßenswerter
Schritt, den lokalen Nachwuchs in das Jazzfest einzubeziehen.
Ganz andere Töne waren am Sonnabend zu hören. Da entfachten die Kölner Pata Horns ein Feuerwerk an Spielwitz. Die in der Regel kurzen, kompakten Kompositionen, meist drei- bis vierminütige Stücke, entwickelten einen sympathischen Charme: serious fun!
Die Musik von Norbert Stein (ts, ss, Nasenflöte), Achim Fink (tuba, tb, th), Joachim Gellert (b-tb, tuba) und Andreas Gilgenberg (reeds, picc-fl) zeichnet sich weniger durch besonders neue Klänge als durch die eigenwillige Kombination bekannter Momente aus. Auf mich wirkte sie wie die musikalische Variante des (gemalten) Surrealismus eines Magritte.
„Pata Musik“, wie Norbert Stein diese Musik bezeichnet, ist Unterhaltungsmusik im besten Sinn: eine augenzwinkernd daherkommende Melange mehr oder weniger bekannter Melodien vom Volkslied über Beatlesongs bis zum Tango, nie glatt oder gefällig und immer für überraschende Wendungen gut. Wenn die Pata Horns mal in Ihrer Nähe sind: unbedingt anhören!
In deutlichem Kontrast stand das folgende Programm von APARIS. Markus Stockhausen (tp, picc-tp,flh), sein Bruder Simon (ss, keyb) und Jo Thönes sind eher Vertreter sphärischer Klänge. Markus Stockhausens Ton auf der Trompete oder dem Flügelhorn ist klar und weich — zwischen cool und klassisch orientiert. Er erhob sich über die Soundwälle, die Simon Stockhausen auf den Keyboards synthetisierte bzw. einsampelte. Obwohl die Synthi- Klänge nicht ausschließlich wohllautend waren (es waren auch spröde, splittrige oder laborhafte Töne zu hören), sorgten sie in ihrer Dominanz für eine New-Age- artige Atmosphäre. Außer zwei rockigeren Stücken überwogen die elegischen Bögen. Trotz Jo Thönes Schlagwerkerei swingte es nur selten. Beide Gruppen bekamen viel Beifall und hätten ein größeres Publikum verdient. Arnaud
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