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Bekennerschreiben im Mordfall Klein

■ Staatsschutz hält Schreiben kaum für authentisch/ »Bekenner« rechtfertigen Kleins Tod mit »Brutalität des Klassenangriffs von oben«/ Keine heiße Spur

Berlin. Fünf Tage nach dem Briefbomben-Attentat auf den Senatsbaubeamten Hanno Klein hat der Berliner Staatsschutz noch immer keine heiße Spur. Ein gestern nachmittag bei der Deutschen Presseagentur ('dpa‘) in Berlin eingegangenes Bekennerschreiben wird vom Staatsschutz »kaum« für authentisch gehalten.

Der Leiter des Berliner Staatsschutzes, Piete, begründete die Zweifel an der Authentizität mit Falschinformationen im Bekennerschreiben bezüglich des bei dem Anschlag verwendeten Sprengsatzes. In dem Schreiben wird behauptet, daß die Briefbombe keine Metallsplitter enthielt. Tatsächlich wurde aber Hanno Kleins Gesicht bei der Detonation des Sprengsatzes durch eben jene Metallsplitter tödlich verletzt.

Das besagte Bekennerschreiben, das der taz in Kopie vorliegt, trägt das Datum vom 15. Juni. Es ist weder mit einem Namen noch einem Symbol versehen. Staatsschutzleiter Piete vermutet die Urheber gestern in Kreisen autonomer Gruppen, weil die »Revolutionären Zellen« in ihren Bekennerbriefen in der Regel das Kürzel »RZ« verwenden. Man geht davon aus, daß das Bekennerschreiben erst nach dem Anschlag verfaßt worden ist, da in dem Schriftstück auf Presseberichte im Zusammenhang mit dem Attentat eingegangen wird.

In dem Schreiben heißt es, Klein sei »ein brutal-arroganter Schreibtischtäter, der die Vertreibung der Kiezbewohner aus ihren Vierteln« organisierte. Die Verfasser des Briefes schreiben, daß das »Ableben« Kleins nicht dem »ursprünglichen Anschlagsziel entsprach«. Sie finden jedoch den Tod Kleins als in einem »realen Verhältnis zur gewalttätigen Dimension des derzeitigen Umstrukturierungsprozesses« sowie der Hauptstadt- und Olympia-Pläne in Berlin stehend. So heißt es wörtlich: »Mit dem Hintergrund der im Bundestag anstehenden Abstimmung über den Hauptstadt-Standort sowie der Brutalität des Klassenangriffs von oben halten wir den Anschlag gegen Klein, trotz des für uns unerwartet heftigen Ausgangs, trotz der derzeitigen Schwäche der RevolutionärInnen, für angemessen.« Der Brief endet mit demn Aufruf: »Solidarität mit den gefangenen RevolutionärInnen! Für den Kommunismus!«

Die Frage, ob es sich bei den Verfassern um Trittbrettfahrer handelt, wollte der Staatsschutzleiter Piete vor einer abschließenden Auswertung gestern nicht beantworten. Das Bekennerschreiben war erst gestern mittag beim Staatsschutz eingetroffen und wurde bei Redaktionsschluß noch untersucht.

Ermittelt wird auch, ob es zwischen dem jetzigen Bekennerschreiben Übereinstimmungen mit jenem Bekennerschreiben gibt, das bei einem Brandanschlag auf die Geschichtsausstellung im Reichstagsgebäude vor knapp zwei Wochen hinterlassen worden war. Die vorläufige Auswertung ergab Piete zufolge, daß es »außer den Schlagworten, wie Umstrukturierung, Hauptstadt- und Olmpia-Planung, keine Übereinstimmungen im Sinne von Begründungszusammenhängen« gibt. plu

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