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„Es wird hart gefeilscht um jeden Pfennig“

■ Auto-Zulieferer stöhnen unter dem Preisdiktat der Automobilhersteller/ Die vielbeschworene gute Partnerschaft scheint vorbei

Stuttgart (dpa) — Jahrzehntelang lebten sie wie siamesische Zwillinge: Ging es dem einen gut, hatte auch der andere nicht zu klagen. Jetzt aber hat die früher so gern beschworene gute Partnerschaft zwischen den deutschen Automobilherstellern und ihren Zulieferern einen deutlichen Knacks erhalten. Den verschärften Preisdruck, dem sich die Autofirmen überall ausgesetzt sehen, geben sie „knallhart“, wie es ein schwäbischer Kolbenhersteller formuliert, an ihre Zulieferer weiter.

Ob nun an Mercedes, Volkswagen, BMW, Opel, Ford oder Porsche geliefert wird, es wird gefeilscht wie noch nie, berichtet ein Stuttgarter Kühlerhersteller. „Um Pfennigbeträge geht es da, schlimmer als bei Tarifverhandlungen“, schildert ein Schraubenhersteller. Abhängig von der Automobilindustrie sind bei den Zulieferern in der alten Bundesrepublik derzeit mindestens 285.000 Beschäftigte, die im vergangenen Jahr einen Umsatz von 52,6 Milliarden DM erzielten. Die deutschen Automobilhersteller brachten es auf 143 Milliarden DM. Während diese aber Jahr für Jahr Preiserhöhungen von bis zu drei Prozent am Markt durchsetzten, konnten ihre Zulieferer nicht so kräftig hinlagen.

„Unser Stöhnen über total unbefriedigende Ergebnisse kommt nicht aus dem hohlen Bauch“, sagt ein mittelständischer Armaturenhersteller. Als Beweis führt er eine Untersuchung der Autohersteller selbst an. Danach konnten die Zulieferer in den vergangenen fünf Jahren zusammengerechnet lediglich 1,4 Prozent Preiserhöhungen durchsetzen — mit nachteiligen Folgen für die eigenen Investitionen.

Neue Anforderungen der Hersteller gibt es aber in Hülle und Fülle. Die Zulieferer müssen ihre Logistik ausbauen, um noch besser „just in time“ anliefern zu können. Gleichzeitig werden die Hersteller zunehmend als „erweiterte Werkbank“ angesehen. Sie sollen ihre eigene Forschung erweitern und ganze Systemkomponenten anliefern. Das erfordert aber riesige Investitionen. Die deutschen Hersteller begeben sich im Rahmen ihrer eigenen Kostensenkungsprogramme zunehmend auf Einkaufstour ins kostengünstigere Ausland. Während Mercedes Benz noch vor drei Jahren gerade fünf Prozent seines Einkaufsvolumens in Höhe von 36 Milliarden DM auf den Auslandsmärkten besorgte, sind es heute schon elf Prozet, und 1995 sollen es bereits 20 Prozent sein. Die anderen Hersteller unterscheiden sich darin keineswegs. Als „logische Konsequenz“ sehen viele Zulieferer, wenn ihnen „die Luft nicht ausgehen soll“, den Weg in neue Zusammenschlüsse. So sah der zweitgrößte deutsche Anbieter von Anzeigeninstrumenten, MotoMeter in Leonberg (1.400 Beschäftigte, 224 Millionen DM Umsatz), keine andere Möglichkeit mehr, als mit dem größten der Kfz-Ausrüstungsbranche, der Robert Bosch GmbH, zusammenzugehen.

Bei Hintergrundgesprächen mit den Automobilmanagern wird klar, daß man sich dort jetzt jedoch nicht um jeden Preis in die Hände von etwas billigeren aber teils unbekannten ausländischen Zulieferern begeben will. Die Japaner und Italiener locken derzeit mit Sonderkonditionen. „Wenn die aber ihre deutsche Konkurrenz ganz ausgebootet haben, werden und könnnen sie selbst kräftig hinlangen“, befürchten die Chefeinkäufer der Autofirmen.

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