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Das erste Fecht-Gold für die DDR

■ Sowjetische und deutsche Fechter zeigen sich bei der Weltmeisterschaft in Budapest hieb- und stichfest

Berlin (taz) — Die Diplomaten in den blauen Trainingsanzügen der DDR haben nun wahrlich in verschiedensten Sportarten fleißig Medaillen gescheffelt. Zu ihrer eigenen und der Freude der Funktionäre wurden am liebsten goldene Plaketten erbeutet. Aber in einer Sportart gelang das nie, hier ebnete erst die deutsche Vereinigung den Weg eines Beitrittlers auf das oberste Teppchen: im Fechten.

Ingo Weißenborn lernte in Potsdam, gezielt und raffiniert Florett- Stiche zu verteilen. Der 27jährige brachte es bis zum DDR-Meistertitel 1990, dem letzten aller Zeiten. Nun fechtelte sich der 1,67 Meter kleine Mann zum Florett-Weltmeister, dem ersten des deutschen Ostens. Alle sehen das so, auch wenn Weißenborn mit einem vierköpfigen D'Artagnan- Kommando im April ins Fecht- Mekka Tauberbischofsheim wechselte.

Deshalb konnte auch Fecht-Mogul Emil Beck den Weltmeistertitel von Ingo Weißenborn skrupellos persönlich nehmen. Beck engagierte sich zwar über seinen Sohn René und dessen Werbeagentur Femat kräftig im Potsdamer Sportclub, die besten Degen- und Florettschwinger siedelte er aber trotzdem in sein oberbadisches Fechtzentrum um. Daß Weißenborn im Finale seinen Mannschaftskollegen Torsten Weidner noch zum Silber-Fechter schlug, verdoppelte nur die Freude.

Es blieb bisher der einzige Weltmeistertitel der deutschen Haudegen, aber nicht der einzige Grund für freudeglänzende Apfelbäckchen bei Emil Beck. Der 1988 aus Wroclaw (Breslau) nach Tauberbischofsheim umgesiedelte Robert Felisiak erkämpfte in der Degen-Konkurrenz als Zweiter die fünfte Medaille. Dagegen blieb Mitfavorit Uwe Proske als 91. vollkommen auf der Strecke. Wechselt er jetzt endlich vom SC Berlin zum großen Emil?

Der Florett-Doppelsieg der Männer rehabilitierte die Frauen. Sabine Bau, schon zweimal Vize-Weltmeisterin, wurde diesmal bronzegeschmückt beste deutsche Fechtfrau. Die italienischen Energiebündel um die Vize-Weltmeisterin 1990, Giovanna Trillini, übernahmen das Zepter. Bis heute ist ungeklärt, ob sich Cheftrainer Emil Beck nun über die Niederlage der erfolgreichsten Fechterin aller Zeiten gefreut und gegrämt hat. Anja Fichtel wurde von Signora Trillini für ihre frechen Interviews bestraft.

Pünktlich zur Weltmeisterschaft kritisierte die Neu-Wienerin den feisten Meistermacher für seine autoritär-dogmatischen Methoden. Schon 1989 verließ Degen-Olympiasieger Arnd Schmidt den Beck-Clan und schimpfte über die anrüchige „Goldschmiede von Tauberbischofsheim“. Nun war mit der dreifachen Olympiasiegerin Fichtel der nächste Star an der Reihe, der sich über Methoden düpierte, die jeder sozialistischen Sportschule zur Ehre gereicht hätten.

Doch der Erfolg gibt Emil Beck Recht — und Anerkennung. Der Chef aller Bundestrainer, Vorsitzende des Tauberbischofsheimer Olympiastützpunkts, Kanzler- Freund und Taubenzüchter bestrafte die angriffslustige Anja auch zunächst mit einem Waffenstillstand, bevor er nach den Titelkämpfen die aufgeworfenen Probleme „ausdiskutieren“ will. Für Anja Fichtel wird die Mannschaftskonkurrenz zum Scharfrichter.

Ein nochmaliger Ausrutscher gäbe Emil Beck alle Karten: Ingo Weißenborn kommt an die Tauber und wird Champion, Anja Fichtel geht weg und versagt. Wer soll da was dagegen sagen. bossi

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