: Ärger mit Leichen
In Camden/New Jersey hat ein 13jähriger den aufgebahrten Leichnam des früheren Bischofs beklaut. Mit einen Griff in den offenen Sarg schnappte sich der Bengel den Siegelring und ein goldenes Kreuz des toten Kirchenfürsten. Allerdings hatte er nicht lange Spaß an den Schmuckstücken, schon einen Tag nach seiner Leichenfledderei wurde er festgenommen.
Auch in Texas hatten sie Schwierigkeiten, einen frisch Verstorbenen anständig unter die Erde zu bringen. Erst beim dritten Versuch, den toten Tom Butler aufzubahren, war die richtige Leiche im Sarg. Zunächst hatte das Beerdigungsunternehmen den falschen Mann in Butlers Anzug gesteckt. Der Leichenbestatter Earl Pruitt erzählte daraufhin den Hinterbliebenen, Butler sei schon beerdigt worden, würde aber rechtzeitig zur Trauerfeier wieder exhumiert. Als die Leiche dann eintraf, war es wieder nicht die von Butler. Doch Totengräber Pruitt schleppte noch während des Trauergottesdienstes endlich die richtige Leiche an. Er endschuldigte sich mit „menschlichem Versagen“. Ein Trauergast stellte das sofort richtig: „Das war schon mehr unmenschliches Versagen.“
In Louisville im US-Bundesstaat Kentucky haben sie jetzt sogar einen toten Präsidenten wieder ausgebuddelt. Um die Todesursache des früheren Präsidenten Zachary Tayler zu klären, der am 9. Juli 1850 offiziell an einer Darmerkrankung gestorben war, sind die Reste seiner sterblichen Überreste letzten Montag exhumiert worden. Haare, Fingernägel und Knochen sollen auf Spuren von Arsen untersucht werden. Die Historikerin Clara Rising will bei den Recherchen zu einem Buch herausgefunden haben, daß Tayler keines natürlichen Todes starb, sondern vergiftet wurde. Wenige Tage vor seinem Tod habe Taylor, ähnlich wie Schneewittchen, einen mit Arsen präparierten Apfel gegessen, behauptet Frau Rising. Motiv des Giftmordes sei Taylors Ablehnung der Sklaverei gewesen.
Also wurde der gußeiserne Sarg Taylors aus der Krypta des Friedhofs von Louisville geholt, mit einem Sternenbanner bedeckt und ins gerichtsmedizinische Institut geschafft. Die Analyse des toten Präsidenten dürfte mehrere Tage in Anspruch nehmen. Das Ergebnis ist für die Geschichtsschreibung von extrem großer Wichtigkeit. Sollte sich nämlich die Mord-Hypothese bestätigen, so wäre Taylor — und nicht Abraham Lincoln — der erste US- Präsident, der ermordet wurde. Ehre wem Ehre gebührt. Karl Wegmann
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen