: Tour d'Europe
■ Privilegien verteidigt
Bei der EG müßte man arbeiten: Deren rund 23.000 Bedienstete in Brüssel und Luxemburg streikten am Montag und Dienstag dieser Woche erfolgreich für den Erhalt ihrer Spitzengehälter. Diese Gehälter — die vom Postverteiler bis zum EG-Kommissar alle weit über den in der BRD üblichen liegen — sollen auch künftig nach der bisherigen Methode errechnet werden. Das bedeutet, daß die EG jährlich zum 1.Juli die Gehälter ihrer Bediensteten um den Mittelwert der nationalen Gehaltserhöhungen anheben muß. Doch damit nicht genug: EG-Bedienstete — auch solche, die schon seit vielen Jahren in Brüssel oder Luxemburg etabliert sind — erhalten auch noch Zuschüsse, die ihre Lebenshaltungskosten am Einsatzort ausgleichen sollen. Dazu gehören besonders spendable Kindergelder, Heimfahrtkosten etc. Die Schere zwischen nationalen Gehältern in den Mitgliedsländern und denen in der EG wird sich damit weiter öffnen. Besonders bitter spürbar ist diese Differenz für die Brüsseler. Dort verdient eine Sekretärin in normalen Diensten derzeit rund 50 Prozent weniger als ihre Kollegin, die für den europäischen Apparat arbeitet.
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Das erste Abkommen zum Schutz der Arktis wurde am vergangenen Freitag in der nordfinnischen Stadt Rovaniemi verabschiedet. Teilnehmer waren die „Anrainerländer“ Finnland, Norwegen, Schweden, Dänemark, die Sowjetunion, Kanada, Island und die USA. Deutschland, Polen und die UNO waren als Beobachter vertreten. Es sieht vor, in Notfällen wie Ölpest oder radioaktiver Verseuchung zusammenzuarbeiten, ein gemeinsames Überwachungsprogramm für Fälle von Umweltverschmutzung zu entwickeln und regelmäßig Konferenzen über Probleme der Arktis zu veranstalten. Konkrete Maßnahmen zum Schutz des Pols sucht man in dem Abkommen allerdings genauso vergeblich, wie das völlige Verbot gefährlicher Substanzen in der Arktis.
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Eine Europäische Kooperation auf Kosten der Ärmsten organisierte eine illegale Einwandererorganisation, die jetzt in Paris vor Gericht steht. Die Gruppe schleuste 2.000 bis 3.000 Menschen aus Polen nach Frankreich ein und vermittelte sie dort an ein Dutzend Unternehmen. Beteiligt waren nach Erkenntnissen der Pariser Justiz die polnisch-französische Firma „ASB Industrie“ und der ehemalige polnische Vize- Konsul in Frankreich. Die „ASB Industrie“ soll in Zusammenarbeit mit der deutschen Gesellschaft INSO oder über Aushänge in der polnischen Kirche von Paris ihre Arbeitskräfte angeworben haben.
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Freien Zugang zu den sowjetischen Rohstoffen können sich die Mitglieder der geplanten Europäischen Energiecharta sichern. Die Charta soll zur Entwicklung der Erdöl- und Erdgasreserven der UdSSR beitragen. Zugleich soll die Energieversorgung Ost- aber auch Westeuropas verbessert werden. Neben den Ländern der EG wird die Charta auch allen anderen Mitgliedern der „Gruppe der 24“ zugänglich sein. Rechtzeitig vor der Gründungskonferenz der Charta im Juli dieses Jahres zog Frankreich jetzt seine Bedenken gegen eine Beteiligung von Japan, Kanada und den Vereingten Staaten zurück. dora
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