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Vulkane — unsere natürlichen Verbündeten

■ Klimaforscher: Abkühlung des Weltklimas wirkt Erwärmung durch Treibhauseffekt entgegen

Die Vulkanausbrüche des Pinatubo auf den Philippinen könnten das Weltklima für einige Jahre spürbar verändern. Das ist die Auffassung von Professor Christian Schönwiese. Nach Meinung des Frankfurter Klimaforschers kommt es möglicherweise in einigen Regionen der Erde zu einer Abkühlung. Verantwortlich dafür seien die bei den Vulkanausbrüchen in die Atmosphäre geschleuderten Ascheteilchen und Gase: Sie fangen das Sonnenlicht ab. Damit, so Schönwiese, werde gleichzeitig der Treibhauseffekt gebremst.

Erste Anzeichen einer Abkühlung könnte es schon in einigen Wochen geben. Die Hauptwirkung erwartet Klimaforscher Schönwiese in einem Jahr. Nach seiner Ansicht werden zwar die Durchschnittstemperaturen vor allem in den Wintermonaten sinken, „die Auswirkungen werden die Menschen aber mehr in den Sommermonaten spüren“. Bereits in der Vergangenheit haben laut Schönwiese einzelne Vulkanausbrüche in „wenigen, besonders extremen Fällen“ das Klima erheblich beeinflußt. So kam es nach Ausbruch des Tambora in Indonesien 1815 ein Jahr später vor allem in Nordamerika und in weiten Teilen Europas zu einem „Jahr ohne Sommer“ — sogar mit außergewöhnlichen Frösten.

Allerdings beeinflusse nicht jeder Vulkanausbruch das Klima, nur die „explosiven“ Ausbrüche seien klimawirksam. Die stärkste Folgen haben laut Schönwiese Serien von explosiven Vulkanausbrüchen. So gab es zwischen 1940 und 1970 eine solche Serie, die zu einer anhaltenden Klimaabkühlung geführt und damit den Treibhauseffekt überdeckt habe. Der Vulkanismus, so Schönwiese, sei ein „natürlicher Gegenspieler“ des von Menschen ausgelösten Treibhauseffekts: Die Abkühlung des Weltklimas wirkt der Erwärmung durch den Treibhauseffekt entgegen. Das dauert allerdings nur wenige Jahre an; nach zwei bis drei Jahren sinken die Ascheteilchen, die sich in etwa zehn bis 50 Kilometern Höhe über der Erde ausbreiten, wieder zum Boden hinunter.

Auch nach Meinung des Meteorologen Horst Malberg haben Vulkanausbrüche nachweisbare Auswirkungen auf das Wetter (s. auch nebenstehendes Interview). Schließlich, so Malberg, „transportieren Vulkane ja große Mengen von Staub — Areosolteilchen — in die Atmosphäre, zum Teil 50 bis 80 Kilometer hoch, wenn sie sich, wie 1883 der Krakatau in der Sundasstraße vor Sumatra, gewissermaßen selbst in die Luft sprengen.“ Und ein weiteres Beispiel: „Als 1982 in Mexiko der Vulkan El Chichon ausbrach, kam es ein Jahr später durch die Absorbtion der Sonnenstrahlen durch den Staub in den Tropen zu einer Erwärmung von fünf Grad, die allerdings vorrübergehend war. In Bodennähe ging die Temperatur global um einige Zehntel runter.“ plu/dpa

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