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Ohne den geringsten Nutzen

■ Betr.: Gedanken zum 50. Jahrestag des Überfalls der deutschen Wehrmacht auf die UdSSR

Gedanken zum 50. Jahrestag des Überfalls der deutschen Wehrmacht auf die UdSSR

[...] Die Invasion auf die UdSSR ist mit Blick auf die Geschehnisse des Zweiten Weltkriegese aus zweierlei Gründen besonders hervorzuheben: Zum einen ist die Sowjetunion mit 20 Millionen Toten besonders brutal von dem deutschen Überfall getroffen worden und trägt die Hauptlast des Zweiten Weltkrieges. Zum anderen ging es den in Deutschland herrschenden aggressivsten und reaktionärsten Kreisen um die Niederwerfung des Landes, in dem erstmalig der Versuch unternommen werden sollte, ein anderes wirtschaftliches und politisches System aufzubauen, als das bis dahin weltweit vorherrschende. Das Ergebnis dieses Krieges ist bekannt: Der Sozialismus fand größere Verbreitung.

Man kann sicherlich die Tatsache unterschiedlich bewerten, daß der Sozialismus weder mit der militärischen Intervention noch mit der anschließenden Hochrüstungspolitik besiegt wurde, sondern aufgrund seiner inneren Widersprüche zusammenbrach. Eines muß aber doch festgehalten werden: Das seit 45 Jahren herangezogene Argument für die ungebremste Hochrüstung — die Gefahr aus dem Osten — hat seine Grundlage verloren.

Die herrschende Militärpolitik scheint dies aber ignorieren zu wollen. Da wollen die Militärstrategen in der Nato eine multinationale Eingreiftruppe bilden und „die Zukunft gestalten, indem sie die Vergangenheit verewigen.“ ('Die Zeit‘, 7.6.91). Da wird an einem Militärbündnis der Westeuropäischen Union (WEU) gebastelt, das zum Beispiel aus britischer Sicht mit seinen Militäreinheiten sogar „als schnelle Einsatztruppe außerhalb des Territoriums der Nato-Mitglieder agieren könnten.“ ('Die Welt‘, 31.5.91). Und Helmut Kohl bekräftigt in der Debatte der Unionsfraktion am 14.6., daß „er noch in diesem Jahr eine namentliche Abstimmung über eine Verfassungsänderung zum Einsatz der Bundeswehr im Rahmen der UNO und EG anstrebt (taz, 15.6.91).

Der 22.6. hat der UdSSR und Deutschland -zig Millionen Tote gebracht. Die deutsche Wiederaufrüstung in den fünfziger Jahren hat Milliarden DM verschlungen und der deutschen Bevölkerung ohne den geringsten Nutzen den Kalten Krieg beschert. Spätestens der Golf-Krieg dürfte deutlich gemacht haben, daß nicht die Ausweitung von militärischer Macht, sondern die Einschränkung dieser auf der Tagesordnung der Menschheitsgeschichte stehen müßte. Ulrich Macher, Essen

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