Geschlossene Augen

■ „Zum Gruseln: Der Verunstaltungsplan 1999“ — taz v. 18.6.1991

Die Lektüre des taz-Artikels zur Hollerlandplanung legt die Vermutung nahe, der Autor wolle einen mühe- und sinnvollen Kompromiß um neuen Wohnraum und Naturschutz in eine Schlammschlacht verwandeln.

Bei einem Bauvorhaben dieser Größenordnung gibt es natürlich unterschiedliche Interessen und Vorstellungen. Da werden ein nicht mehr gültiger Bebauungsplanentwurf herangezogen, andere für die Beurteilung wichtige Unterlagen zur Erschließung-, Gewässer- und Gebäudeplanung gar nicht beachtet und auf Behördenbefragung ganz verzichtet. Heraus kommt ein Konvolut von falschen Behauptungen und persönlichen Verunglimpfungen von ausführenden Mitarbeitern ohne sachliche Information für den Leser.

Da wird der Senatorin für Umweltschutz und Stadtentwicklung unterstellt, sie habe im Interesse von Spekulanten auf Richtlinien für Baustoffe und Abfallreduktion verzichtet. Ungesagt bleibt, daß solche Richtlinien an anderer Stelle, nicht jedoch in einem Bebauungsplan aufgestellt werden.

Wenn es dem Autor wirklich um das ökologische Planen und Bauen geht, bleibt völlig unverständlich, warum er gegen die derzeitige Ausstellung zur ökologischen Stadterneuerung zu Felde zieht. Das von ihm geforderte Wassersparen zum Beispiel fängt nun mal in jedem einzelnen Haushalt an und läßt sich nicht im Bebauungsplan regeln. Hätte der Autor gründlich recherchiert, wäre ihm aufgefallen:

daß bei diesem Bebauungsplan ein Höchstmaß an Grün- und Wasserflächen innerhalb und außerhalb des Quartiers vom Umweltressort gefordert und im Plan auch berücksichtigt wurde

daß auf Drängen des Umweltressorts im gesamten Quartier auf eine Regenwasser- Kanalisation verzichtet wurde zu Gunsten ökologisch vernünftiger Versickerungs- und Rinnenanlagen und

daß im Einvernehmen mit den Stadtwerken und der Gewoba eine zentrale energiesparende Wärmeversorgung vertraglich bindend festgelegt wird.

Schließlich steht das Umweltressort auch mit der Gewoba in Kontakt, um bei der Einzelbebauung ein Höchstmaß an ökologischen Gestaltungs- und Konstruktions-Elementen durchzusetzen.

Es wäre gut gewesen, wenn auf diese vielen ökologisch fortschrittlichen Ansätze im Wohnungsbau hingewiesen worden wäre, damit auch andere Bauträger für eine umweltfreundliche Siedlungsplanung gewonnen werden können.

Die taz hat diese Chance vertan und stattdessen lieber einer unqualifizierten Polemik das Wort geredet. Sie hätte lieber journalistische Hilfestellung geben sollen.

Vielleicht hat „urbi“ aber auch alles gewußt und deshalb den „Artikel“ nicht namentlich gekennzeichnet.

Edo Lübbing, Referent für Grundsatzangelegenheiten

bei der Senatorin für Umweltschutz und Stadtentwicklung