: Fidels flinke Fechter
■ Die Florettfechter aus Kuba holten mit 9:6 erstmals WM-Gold gegen das favorisierte deutsche Team
Budapest (dpa/taz) — Die deutsche Florett-Männer wußten nicht, wie Ihnen geschah. So sehr hatten sie sich nach dem anstrengenden Halbfinale gegen die UdSSR (9:6) die Kubaner als vermeindlich leichten Mannschaftsfinalgegner gewünscht — und bekommen. Doch statt respektvollen Außenseitern sahen sie sich fröhlich-flinken Technikern ausgesetzt. Ein ums andere mal fichtelten die Kubaner, die auf ihren verletzten Spitzenmann Betancourt verzichten mußten, die Deutschen schwindelig. Und führten ruckzuck mit 3:0.
„Da merkte ich schon, daß wir keine Chance haben“, eröffnete Cheftrainer Emil Beck das allgemeine Wehklagen. „Wir sind immer einem Rückstand hinterhergelaufen“, jammerte Kapitän Thorsten Weidner nach der 9:6-Final- Niederlage gegen Castros Jungs. „Das erste Gefecht ist mir völlig aus der Hand geglitten“, klagte Einzel-Weltmeister Ingo Weißenborn. „Mir hat die Sicherheit gefehlt“, haderte Ulrich Schreck. „Es lief nicht“, sagte Udo Wagner. Bundestraner Jochen Behr mußte zugeben, daß die Taktik nicht aufgegangen sei: „Wir wollten die Kubaner früh schocken und damit ihre Euphorie bremsen.“
Dem allgemeinen Weinen und Jammern folgte die Flucht nach vorne: Budapest, so wurde beschlossen, war ohnehin nur Durchgangsstation auf dem Wege nach Barcelona. Den Olympischen Spielen 1992 sieht Emil Beck optimistisch entgegen: „Die Medaille ist der Grundstock. In Barcelona ist dieses Team noch stärker.“ Und Jochen Behr begeisterte sich für Gruppendynamik: „Wir hatten ein wunderbares Team. Alles war sehr harmonisch.“ Die Vereinigung der Ost-West-Fechtern sei besser als erwartet gelungen. „In Lyon 1990 hatten wir noch getrennt verloren, hier haben wir gemeinsam Silber gewonnen.“ miß
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