: Ruhe nach dem Sturm im Wasserwerk
■ Mit der Entscheidung für Berlin ist ein Neuanfang proklamiert — wie soll er aussehen?/ Das Abstimmungsverhalten der kleinen Parteien entschied für Berlin/ Boom in der Immobilienbranche
Berlin/Bonn (taz) — In Bonn und Berlin herrscht die Erschöpfung nach dem Sturm. Sieger und Besiegte haben Mühe, sich mit den Konsequenzen der Bundestagsentscheidung vom Donnerstag abend vertraut zu machen. Wie der Beschluß nun in ein Gesetz umzusetzen sei, wie die Hauptstadtplanung verlaufen solle, welche der Ministerien wann umziehen werden — darauf konnte die Bundesregierung gestern noch keine Antwort geben.
Erste Äußerungen von Politikern waren nicht nur von Gratulationen für Berlin geprägt, sondern auch von der Bemühung, die aufgeschütteten Gräben wieder zuzuwerfen. Vor allem die beiden großen Parteien werden damit noch zu kämpfen haben. Bei der Kampfabstimmung hatten bei CDU/CSU und SPD mehr Abgeordnete für Bonn als für Berlin gestimmt; den Ausschlag für Berlin hatte gegeben, daß bei FDP, PDS und Bündnis 90/Grüne die Mehrheit für Berlin votiert hatte.
Ausgeruht und ausgeschlafen zeigt sich derweil die Immobilienbranche. Schon gestern registrierten die Berliner Immobilienfirmen eine „unbedingt verstärkte“ Zahl von Kaufinteressenten. Anleger und Investoren aus Westdeutschland und den europäischen Nachbarländern hätten den Kauf oft „bis zum heutigen Tage aufgeschoben“ und zeigten jetzt ihren „Kaufwillen deutlich“.
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