: Atomare Raketen sind Hauptstreitpunkt bei START
Genf (taz) — Der stellvertretende US-Außenminister Bartholomew und ein entsprechend hoher Vertreter Moskaus sollen ab heute in Genf versuchen, die verbliebenen drei Probleme für ein Start-Abkommen zu lösen.
Die beiden Außenminister Baker und Bessmertnych hatten bei ihrer zweistündigen Begegnung am vergangenen Donnerstag in Berlin keine Fortschritte erzielt und daher auch kein Datum für das Moskauer Gipfeltreffen zwischen den Präsidenten Bush und Gobatschow vereinbaren können. Baker erklärte, man sei nicht weitergekommen, als beim letzten Treffen am 7.Juni in Genf. Alle Start-Probleme könnten „in den kommenden Wochen“ ausgeräumt werden, gab sich Bessmertnych nach der Berliner Begegnung etwas optimistischer.
Hauptstreitpunkt ist die Frage, ob die im Vertrag festgelegte Obergrenze für atomare Sprengköpfe auf Interkontinentalraketen ausschließlich durch Verschrottung der ganzen Rakete, oder auch lediglich durch ein Entfernen der Sprengköpfe erreicht werden kann. Moskau will letzteres Verfahren auf seine Raketen mit mehreren Sprengköpfen anwenden. Washington besteht darauf, das die ganzen Raketen verschrottet werden. Dahinter steht die Sorge, die UdSSR könne sonst im Krisenfall ihr Arsenal einsatzfähiger Interkontinentalraketen schnell wieder erhöhen, indem sie neue Atomsprengköpfe anbringt.
Weiterhin ungeklärt ist die Definition für die „Modernisierung“ schwerer landgestützter Interkontinentalraketen. Bereits vereinbart ist das Verbot von Neuproduktionen in dieser Kategorie, in der die USA bisher keine Raketen, die Sowjets jedoch die von Washington besonders gefürchtete SS-18 besitzen. Durch eine besonders enge Definition wollen die USA verhindern, daß die Modernisierung der SS-18 de facto doch auf eine Neuproduktion hinausläuft. Schließlich konnten sich beide Seiten noch nicht auf alle Details des von Washington geforderten Verbots der Verschlüsselung von Raketen-und Flugtests einigen. Andreas Zumach
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen