: Differenzen zwischen Kurden-Führern
■ Talabani hält das Bagdader Abkommen für nicht akzeptabel/ Kurdistan-Front berät im Nordirak
Schaqlawa/Berlin (ap/wps/taz) — Skeptisch sieht Dschalal Talabani, Führer der Patriotischen Union Kurdistans (PUK), das Zustandekommen eines Abkommens zwischen Kurden und der irakischen Führung. Kein Kurde könne die Bedingungen akzeptieren, sagte Talabani nach Angaben der Nachrichtenagentur 'ap‘ zu dem zwischen einer Delegation unter Führung des Vorsitzenden der Kurdischen Demokratische Partei (KDP) Massoud Barzani und der Bagdader Regierung ausgehandelten Abkommen. Bagdad fordere in einem Anfang Juni vorgelegten Dokument die Kurden auf, ihre Verbindungen zu den westlichen Staaten abzubrechen und sich auf die Seite der irakischen Staatspartei zu stellen, erklärte Talabani laut 'ap‘.
Barzani hatte dagegen am Sonntag gesagt, eine Übereinkunft mit Bagdad könne noch in dieser Woche unterzeichnet werden. Barzani, Talabani und weitere Vertreter der Kurdistan-Front beraten seit Montag abend in Schaqlawa in Irakisch-Kurdistan über die Vereinbarungen.
Genauere Informationen über die Differenzen waren gestern nicht zu bekommen. Kamal Fuad, Berliner Vertreter der PUK, bereitete sich selbst auf eine Reise nach Schaqlawa vor und meinte nur: „Man soll nicht alles glauben, was von dort unten berichtet wird.“ Ein anderer PUK- Sprecher erklärte gegenüber der taz: „Uns gefällt nicht alles, was Barzani macht, aber dennoch werden in Schaqlawa alle Beschlüsse gemeinsam gefällt werden. Differenzen würden nur wieder zum bewaffneten Kampf führen.“ Möglicherweise müsse das Abkommen mit Bagdad noch nachgebessert werden. Besonders gegen die irakische Forderung, die kurdischen Peschmerga müßten entwaffnet werden, widersetze sich die PUK.
Mahmud Osman, Generalsekretär der auch zur Kurdistan-Front gehörenden Sozialistischen Partei, sagte, die irakische Regierung versuche, die Kurden zur Unterdrückung von Aufständen und Demonstrationen gegen die Baath-Partei zu verpflichten. Einer der Hauptunterhändler der Front, Sami Abd el- Rachman, erklärte, in einem Schreiben aus Bagdad würden insbesondere proiranische und prosyrische Gruppen genannt, gegen die es vorzugehen gelte. Sherwan Dizayee, ein Vertreter der KDP in London, zeigte sich dagegen weiter optimistisch: „In zwei oder drei Tagen wird die Delegation nach Bagdad zurückkehren und das Abkommen mit Saddam unterzeichnen“, sagte er zur taz.
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