: Ausgelotetes Blech
■ „Improvisationen 13“ in der Buchtstraße vor wenig ZuhörerInnen
Zur dreizehnten Veranstaltung der Reihe „Improvisationen“ am Dienstag hatte die MIB den Kölner Trompeter Axel Dörner eingeladen. Den ersten Set des Abends gestaltete der Kölner Gast mit Uli Sobotta am Euphonium (Baritonhorn).
In zum Teil äußerst knappen, fast fragmentarischen Stücken loteten die beiden Blechbläser ihre Ideen aus. Durch dieses Strukturprinzip wichen sie den Gefahren langatmiger Annäherungen aus, konzentrierten sich vielmehr auf ein bis zwei melodische oder rhythmische Einfälle, entschieden sich damit aber gleichzeitig für eine Begrenzung von Entwicklungsmöglichkeiten.
Die stärksten Momente waren diejenigen, in denen Sobotta am Euphonium zu rhythmischen Mustern fand, die von Dörners Trompete entweder konterkariert oder quasi umspielt wurden. Dörner bevorzugt einen leicht growlenden Ausdruck (mit oder ohne Dämpfer), beherrscht den klassisch coolen Ton allerdings ebenso wie Schmettertöne. Im Wechsel dieser verschiedenen Ausdrucksweisen liegt ein Moment, das Dörners Spiel so interessant und abwechslungsreich macht. Ein weiteres sind seine Klangvorstellungen, z.B. wenn er Töne wellenförmig Raum greifen läßt oder harmonische Ideen geradezu exerzitienmäßig austariert.
Im zweiten Set stießen Hainer Wörmann (g) und Reinhard Schiemann (dr) zu den beiden Bläsern. Das Quartett bot eine fünfzigminütige Improvisation, die mit Hosenausklopfen und daraus folgendem Hüsteln begann. Wörmann bearbeitete seine Gitarre mit diversen Gegenständen, verwandelte sie u.a. in eine mit Zahnbürsten geklöppelte, deformierte Zither. Sobotta erzeugte mit einem Saxophonmundstück an seinem Horn schnarrende Baßlinien. Dörner imitierte u.a. Ernies Quietschentchen, durchbrach fast tonlose Luftzüge mit kurzen Fanfarenstößen. Dazu trommelte Schiemann in gewohnter Vielschichtigkeit.
Aus dem Ensemblespiel schälten sich verschiedene Unterformationen heraus, vom Solo bis zum Trio, dabei gab jeder der Beteiligten Impulse für Richtungswechsel. Die wenigen ZuhörerInnen waren vom Gehörten sehr angetan.
Nach der Sommerpause gehts im September weiter, Zeit genug also, um unter Bekannten, Freunden und Verwandten für die „Improvisationen“ zu werben. Arnaud
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