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China: Drogen-„Volkskrieg“

■ Nach Schauprozessen 99 Drogenhändler hingerichtet

Peking (dpa) — In der südwestchinesischen Provinz Yunnan sind an einem Tag 99 Drogenhändler zum Tode verurteilt und anschließend hingerichtet worden. Dies teilte ein Beamter der Rechtskommission in der Provinzhauptstadt Kunming am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur mit.

Die Urteile wurden zum Teil in Schauprozessen gefällt. Es war die bisher brutalste Maßnahme der chinesischen Justiz gegen das Drogenproblem.

Die an das berüchtigte Goldene Dreieck (Burma/Laos/Thailand) angrenzende Provinz Yunnan ist Chinas Drogen-Zentrum. Vor rund zehn Jahren kamen immer mehr Drogen aus dem benachbarten „Goldenen Dreieck“ in die sudwestchinesische Provinz Yunnan. Mit einer landesweiten Kampagne und „scharfen Maßnahmen“ will Chinas Regierung das zunehmende Drogenproblem bekämpfen. Nach Erklärungen von Staatsrat Wang Fang auf einer nationalen Drogen- Konferenz in Peking soll der illegale Drogenhandel und -mißbrauch innerhalb von zwei bis drei Jahren ausgerottet werden. Auf einer Drogen-Konferenz in Peking, der ersten Konferenz dieser Art seit 1952, kamen Vertreter und Experten aus allen Landesteilen zusammen. Der frühere Polizeiminister Wang Fang, der einer neu gebildeten zentralen Drogenbekämpfungskommission vorsteht, sprach auf der Konferenz von einem „Volkskrieg“, der gegen das Drogenübel geführt werden müsse.

Amtlich werden mehr als 70.000 Süchtige (meist Heroin) verzeichnet. Wiederholt wurden jüngst Drogenhändler und -schmuggler zum Tode verurteilt und hingerichtet. Wie die Pekinger 'Volkszeitung‘ berichtete, wurden am Mittwoch, dem Internationalen Anti-Drogen-Tag, allein in Kunming 21 Drogen-Dealer zum Tode verurteilt und dann durch Pistolenschuß exekutiert. Das Volksgericht der Provinz hatte zuvor vor 5.000 Zuschauern einen Schauprozeß abgehalten.

Vor wenigen Tagen wurde mit einem jungen Mann aus Birma erstmals auch ein Ausländer wegen Drogenschmuggels in China zum Tod verurteilt.

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