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Libyen für Lockerbie- Attentat verantwortlich

Washington/Paris (wps/taz) — Aus Rache für die Niederlage libyscher Truppen im Tschad 1987, so vermuten französische Ermittler, verübte der libysche Geheimdienst im September 1989 ein Bombenattentat auf eine französische Passagiermaschine mit über 170 Insassen über dem Tschad. Und aus Rache für die US-Bomben auf Tripoli 1986, so glauben die US-Behörden, ließ Muammar Gadhafi am 21.12. 1988 eine PanAm-Maschine über der schottischen Ortschaft Lockerbie explodieren. Nach Informationen der französischen Zeitschrift 'L'Express‘ steht der ermittelnde Richter kurz davor, Anklage unter anderem gegen Abdullah Senoussi, Schwager Gaddafis und faktisch Chef des libischen Geheimdienstes zu erheben. Senoussi soll im September 1988 an einem Treffen des libyschen Geheimdienstes in Tripolis teilgenommen haben, bei dem Attentate gegen französische und US-amerikanische Ziele beschlossen worden seien.

Im Fall der PanAm-Maschine hatten weitere Ermittlungen ergeben, daß die Konstruktion der Lockerbie- Bombe nicht, wie zunächst angenommen, auf Täter aus dem Kreis der Volksfront für die Befreieung Palästinas/Generalkommando (PFLP/GC) hindeuten. Die Bombe war vielmehr identisch mit Sprengkörpern, die die senegalesische Polizeibeamte im Februar 1988 bei zwei libyschen Geheimagenten, Mansur Omran Saber und Mohamed al-Naydi, fand. Sollten die Recherchen der amerikanischen und britischen Ermittler zutreffen, ist der Koffer mit der Lockerbie-Bombe von einem Begleiter al-Naydis in Malta gepackt und von dort nach Frankfurt geflogen geflogen, wo er in die PanAm- Maschine umgeladen wurde — ohne daß ein dazugehöriger Passagier identifiziert worden wäre.

Die libysche Spur im Fall der französischen UTA-Maschine wurde nach Angaben von 'L'Express‘ zufällig entdeckt, als die Polizei im Frühling 1990 auf einem Pariser Flughafen einen kongolesischen Staatsbürger mit Heroin in der Tasche festnahmen. Er gab den französischen Ermittlern den Hinweis auf eine kleine, vom lybischen Volksbüro in Brazzaville rekrutierte Oppositonellengruppe im Kongo. Zwei mittlerweile inhaftierte Mitglieder gestanden französischen Beamten, 1988 bei jenem Treffen in der libyschen Geheimdienstzentrale dabeigewesen zu sein, bei dem Attentate gegen französische und amerikanische Passagiermaschinen geplant worden sein sollen. anb

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