: Es regnet zu wenig!
■ Früchte und Landwirte leidet unter sommerlicher Trockenheit
Es regnet zu wenig, meint die Landwirtschaftskammer Hannover. Die taz sprach mit ihrem Präsidenten Klaus-Jürgen Hacke, selbst Landwirt, über Regen, Sonne und die Trockenheit auf den Feldern.
taz: Müssen uns das Wasser bis zum Hals stehen und Flüsse über die Ufer treten, bis die Feldfrüchte genug Regen bekommen?
Klaus-Jürgen Hacke: Die Menschen in den Städten bemessen den Regen offensichtlich danach, daß auf der Straße eine Pfütze steht. Die Landwirtschaft sieht das ganz anders. In der laufenden Vegetationsperiode gibt es ganz erhebliche Niederschlagsdefizite. Im Vergleich zum Bedarf der Pflanzen sind dieses Jahr 100 Millimeter Regen pro Quadratmeter zu wenig gefallen.
Sind die normalen StadtbewohnerInnen der Natur schon so sehr entfremdet, daß sie den Wassermangel nicht bemerken?
Hacke: Nein, so kann man das nicht sehen. Wer in der Stadt wohnt, empfindet den Regen eben anders als der, der ihn für seine Pflanzen braucht. Der sagt natürlich: Die Pflanze muß optimal versorgt sein. Da sieht der Landwirt die Wasserfrage ganz anders, als jemand, den vielleicht noch das Duschwasser interessiert.
Welche Früchte leiden besonders unter der Dürre und wo liegen die Trockengebiete in Niedersachsen?
Hacke: Im nördlichen Niedersachsen, zum Beispiel um Stade, Buchholz, bis Amelinghausen und Verden runter haben wir Niederschlagsdefizite so um 25 bis 30 Millimeter. Da ist noch kein Wassermangel. Wenn sie jetzt aber weiter südlich und östlich kommen, dann nimmt das Defizit gewaltig zu. Bei Göttingen fehlen schon 134 Millimeter. Darunter leiden alle Pflanzen, besonders aber das Getreide und die Kartoffel, die jetzt ihre Knollen ansetzt und gewaltigen Wasserbedarf hat.
Wieviel Wasser braucht eine Kartoffel?
Hacke: Jede Kulturpflanze braucht im Prinzip dieselbe Menge Wasser: ungefähr 250 Millimeter pro Jahr.
Hat es letztes Jahr mehr geregnet?
Hacke: Nein, noch weniger. Das heißt: Es hat ungefähr gleichviele geregnet, aber wir hatten eine stärkere Sonneneinstrahlung und dadurch eine stärkere Verdunstung. Die Landwirtschaft braucht beides: mehr Regen und mehr Sonne, auch die ist notwendig für das Wachstum der Pflanzen. Fragen: Hannes Koch
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