: Bombenangriffe gegen Sloweniens Unabhängigkeit
■ Waffenstillstand in Jugoslawien/ Armee erreicht ihr erstes Kriegsziel: Grenzposten wieder unter Kontrolle der Bundestruppen/Blutige Kämpfe
Belgrad/Ljubljana (dpa) — Die jugoslawischen Streitkräfte haben am Freitag nachmittag die Einstellung aller Kampfhandlungen in Slowenien bekanntgegeben, nachdem sämtliche slowenischen Grenzübergänge eingenommen worden waren. Anschließend legte Jugoslawiens Regierungschef Markovic in einer Erklärung einen Krisenplan zur Lösung der nationalen Probleme vor. Er sieht eine „Sitzung des jugoslawischen Staatspräsidiums in voller Besetzung noch heute abend“ vor, bei der der Kroate Stjepan Mesic zum jugoslawischen Staatsoberhaupt gewählt werden solle. Bisher hatte die Republik Serbien Mesic abgelehnt und damit die achtköpfige Staatsspitze blockiert.
Als nächster Schritt sollen sich alle Spitzenpolitiker des Landes an einen Tisch setzen, um eine dreimonatige Aussetzung aller Unabhängigkeitserklärungen im ganzen Land zu beraten.
Im Laufe des Tages hatte sich der Konflikt zu einem regelrechten Krieg zugespitzt. Dabei waren zwei Flughäfen in Slowenien sowie ein Grenzübergang zu Österreich bombardiert worden. Es kam teilweise zu Artillerieduellen. Nach Angaben aus Wien verletzten jugoslawische Flugzeuge mehrfach die österreichische Lufthoheit. Die Kämpfe forderten eine nicht genau bekannte Zahl von Toten und Verwundeten. Noch am Mittag hatte Radio Ljubljana gemeldet, die jugoslawische Armee habe mit der Besetzung ganz Sloweniens gedroht.
Die in Luxemburg versammelten Staats- und Regierungschefs der Europäischen Gemeinschaft hatten im Laufe des Tages beschlossen, eine Vermittlungsmission nach Belgrad zu entsenden. Gleichzeitig wurde beantragt, erstmals die Regeln der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) zur Lösung von Krisen anzuwenden.
In Kroatien blieb es verhältnismäßig ruhig. Allerdings ordnete die Führung der Republik in Zagreb eine Teilmobilisierung der Truppen an und versetzte die Verbände des Innenministeriums und der Polizei ebenfalls in Alarmbereitschaft. Die Spannungen griffen auch auf die Provinz Kosovo über. In der Hauptstadt Pristina trieb serbische Polizei mehrere Tausend albanische Studenten auseinander. TAGESTHEMA SEITEN 2 UND 3
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