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Senkrechtstarter Krause im freien Fall?

Bonn. Bundeskanzler Kohl stellt sich heute der Bonner Presse. Ein mögliches Thema auf der Tagesordnung ist die Frage nach dem politischen Schicksal eines Ministers des Kohl-Kabinetts, der seit Tagen Negativschlagzeilen liefert: Verkehrsminister Krause, der CDU-Senkrechtstarter aus dem Osten, den etliche Kommentatoren schon im freien Fall sehen.

Zunächst die noch längst nicht bewältigte Raststätten-Affäre, dazu inzwischen ein pikanter, wenn auch entschieden bestrittener Detailfall um den Bau einer solchen Anlage kurz hinter der einstigen innerdeutschen Grenze bei Wartha: an diesem Wochenende nun der Vorwurf massiver Einflußnahme auf ein Autobahnprojekt bei Wismar. Beteiligt daran ein Unternehmen aus der Konkursmasse einstiger DDR-Baukombinate, der Geschäftsführer ein ehemaliger Kabinettskollege der de-Maizière-Regierung, der Freidemokrat und seinerzeitige Bauminister Viehweger. Ihm war eine Stasi-Vergangenheit angelastet worden. Krause bestreitet jegliche Schuld. Er sieht sich als Opfer einer anhaltenden Kampagne. Die Vorwürfe bedrückten ihn „in keiner Weise“, erklärte er am Samstag abend vor dem CDU- Landesvorstand von Mecklenburg- Vorpommern. In seiner Umgebung wird darauf verwiesen, daß es ihm als CDU-Landeschef natürlich mit darum gehe, daß es in diesem Bundesland — wie im Fall des von ihm favorisierten Baues der Ostsee-Autobahn — vorangeht. Bei der SPD trägt man sich mit dem Gedanken, offiziell einen parlamentarischen Untersuchungsausschuß zu fordern. Vorerst soll auf das Ergebnis der Prüfung durch den Bundesrechnungshof über die 41 Raststätten-Verträge gewartet werden, die vom ehemaligen DDR- Verkehrsministerium abgeschlossen wurden. Bei der FDP will man nicht länger eine „unendliche Geschichte“ des Günther Krause hinnehmen. Hajo Keppner/dpa

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