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Bigamie — Wie heißen Sie?

■ „Wachsfigurenkabinett“: Eine Kammerspieloper in der Hochschule für Künste

In einem Wachsfigurenkabinett erwartet man schon von vorn herein, daß alles recht verwegen zusammengeschustert ist. Und so störten die vielen Brüche und Holperigkeiten kaum in der Aufführung dieser „komisch-phantastischen Kammerspieloper in fünf Teilen“, die ein Karl Amadeus Hartmann im Jahre 1930 komponierte, die aber erst im Jahre 1988 erstmals vollständig auf einer Bühne gespielt wurde.

Studenten aus den Fachbereichen Musik und Bildende Kunst bastelten eine Inszenierung zurecht, die, gerade weil sie so improvisiert und unordentlich daherkommt, der Vorlage in ihrer Bedeutung gerecht wird. Da wird im ersten Teil die greuliche Moritat des „heiligen Teufels“ Rasputin als Nummernoper mit Chor, Duetten, und Erzählparts gezeigt; dannach singt „Der Mann, der vom Tode aufersteht“ zu einer Begleitung auf zwei Klavieren mit drei Spielern; in der „szenischen Jazz Kantate“ mit dem Titel „Chaplin — Ford — Trott“ wird Hartmanns Faszination von Amerika und dem Kino deutlich (übrigens bestehen auffallende Ähnlichkeiten zwischen dieser Oper und dem gleichnamigen Stummfilm aus dem Jahre 1924); in „Fürwahr ...?!“ versuchen zwei betrunkene Herren in bester Slapstickmanier in die gleiche Wohnung mit der gleichen Ehefrau zu gelangen, und im letzten Einakter „Die Witwe von Ephesus“ (in Anlehnung an eine Erzählung aus dem „Satyricon“) hängt die Heldin ihren toten Gatten anstelle des zum Tode verurteilten Geliebten an den Galgen.

Die Musik ist eine skurille Mischung aus Opernpathos, zeitgenössischer ernster Musik und den populären Tönen der damaligen Zeit wie Jazz, Modetänzen oder die schwülstigen Begleitmusiken der Stummfilme. Das zum Teil in bester Arienmanier geschmetterte Libretto ist vollgespickt mit Kalauern und witzig-banalen Reimen im Stile von : „Bigamie? Wie heißen Sie ?“.

Diese komischen Brüche wurden durch die Inszenierung noch betont. So tritt die Sängerin Uta von Kameke in der Chaplinszene als betrunken umherwankende Freiheitsstatue auf; Geschirr fliegt umher und das Attentat auf Rasputin wird als hanebüchene Räuberpistole präsentiert.

Dreizehn Musiker spielen sich kompetent durch die abwechslungsreiche Partitur. Am meisten beeindrucken aber die sechs SängerInnen und SchauspielerInnen, die in jedem Teil andere Rollen spielen, singen, tanzen und zum Teil beachtliches komisches Talent beweisen.

Die Premiere war zum größten Teil mit den Freunden und Kommilitonen der 25 Akteure besetzt. Und die feierten die gelungene Premiere mit langem Beifall. Ob das Stück auch ohne diesen „Familienbonus“ so gut ankommt, kann man bei den folgenden Aufführungen am 2/3.6. und am 6/7.6. in der HFK am Wandrahm herausfinden. Wilfried Hippen

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