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Buch-Brief an Heym-Kind

Das Treffen deutschsprachiger Schriftsteller unter dem Motto »Tunnel über der Spree« in Berlin soll zu einer ständigen Einrichtung werden. Zu dieser Meinung kamen am Sonnabend 32 Autoren aus Ost und West zum Abschluß ihrer zweitägigen Begegnung im Literarischen Colloquium Berlin-Wannsee. Zu den Teilnehmern zählten unter anderem Sascha Anderson, Friedrich Dieckmann, Adolf Endler, Wolfgang Hilbig, aber auch F.C. Delius und Hans Christoph Buch. Letztere hatten schon in den Jahren zuvor über Die Uneinigkeit der Einzelgänger (1988) oder Deutsche Fragen (1990) gegründelt. Der Austausch über die »gemeinsame Sache der Literatur« sei wichtiger als »ideologische Meinungsverschiedenheiten«, hatte LC- Geschäftsführer Ulrich Janetzki am Freitag zum Auftakt betont. Doch mitten im Ruf nach einem »lockeren Zusammenschluß« oder »Freundeskreis« betrieben Hans Christoph Buch und andere gleichwohl ideologische Spaltungsarbeit. In seinem Eröffnungsvortrag rief Buch dazu auf, dem Verband deutscher Schriftsteller (VS), dem »Wurmfortsatz des ehemaligen DDR-Schriftstellerverbands«, den Rücken zu kehren. Dort sie die Literatur »exorziert«. Buch verlas einen »ungeschriebenen Brief« an Stefan Heym. Der Autor habe sich als »Feigenblatt« von einem Verband nutzen lassen, der schon lange nicht mehr für die Schriftsteller spreche. Der Germanist Horst Domdey meinte, zur Zeit fänden Literaturgespräche zwischen Ost und West nicht statt. Eine Ursache läge in der Beschwörung eines vorgeblichen »Antifaschismus in der DDR« durch linke Intellektuelle. Mit Ausnahme von Sascha Anderson (Jewish Jet-set) wurde aus unveröffentlichten Arbeiten gelesen. Hauptsächlich benanntes Thema war die Aufarbeitung jüngster deutscher Geschichte. In einer monologischen Betroffenenbefragung mit dem Titel Thema verfehlt rechnete Elke Erb mit sich und der gescheiterten Sozialismus-Utopie ab. Adolf Endler (Die Ankuft des Poeten) machte sich über »weitverbreitetes Konjunkturrittertum im Osten«, den Utopismus, her. Wolfgang Hilbig ließ sich über Menschenhandel in der DDR aus. Mildere Formen von Gesellschaftskritik äußerten Sigmar Schollack und Johannes Schenk.

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