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■ "Mutter war eine Lachwurzel" * ZDF beschämte Peter Alexander zum 65ten, Sonntag, 20.15 Uhr
Also nein, das hatte er nun wirklich nicht verdient. Da richten die Fernsehanstalten den hinterletzten Lackaffen schon zum 50. pompöse Geburtstagsfeiern aus, aber wenn Peter Alexander, der dem ZDF doch all die Jahre zu überdurchschnittlichen Quoten und Millionen von Müttern zu feuchten Augen verhalf, klaglos das Rentenalter erreicht und dabei noch immer vorbildlich rüstig daherkommt, speisen ihn die Mainzer mit solch einer Unverschämtheit ab. Aber schon die Ansage ließ ja Böses ahnen. Nicht wie angekündigt in „stereo“, sondern „leider nur in mono“ wurde der Beitrag ausgestrahlt. Aus, fertig. Und dann saß da in einer glanzlosen, nagelneuen Alt- Tiroler Bauernstube zunächst nicht etwa der Jubilar und ehemalige Wiener Sängerknabe, sondern irgendein sauertöpfischer Tropf namens Hofbauer, der auch nicht amüsanter wurde, als er später als „Unterhaltungschef des ORF“ vorgestellt wurde. Doch immerhin bestätigte er, was ohnehin ein jeder wußte, daß „der Peter hochmusikalisch und umwerfend komisch“ ist. Als das ewig junge Geburtstagskind sich denn doch noch im Bauernstübl beim Herrn Hofbauer einfand, mochte man schon fast an eine Wende zum Guten glauben. Doch was wurde ihm da zur Feier des Tages kredenzt? Nicht etwa der angemessene Champagner, sondern irgendein roter Fusel in stillosen Humpen, die man vermutlich noch schnell aus der Kantine besorgt hatte. Und als Präsent offerierte man ihm doch wahrhaftig eine schnöde Video-Cassette. Aber fein, daß sich der Peter auch von diesen Affronts nicht die gute Laune verderben ließ und ihm immer wieder „noch eine nette Geschichte“ einfiel. So wie die vom Hans Moser und der Gulaschkanone oder der Lieblingswitz vom Lembke. Und löblich überdies, daß sich der Jubilar auch von noch so hinterhältigen Anspielungen des Interviewers noch aufs Glatteis führen ließ. Ob denn „die Mutter da für ihn nicht eine entscheidende Rolle gespielt“ habe, wollte der irgendwann wissen. Doch ohne auch nur einen Moment auf derartig unverfrorene Andeutungen hinsichtlich irgendeiner ödipalen Verwicklung in seinem Leben einzugehen, stellte Herr Alexander nur ernergisch klar: „Mutter war eine Lachwurzel.“ Und ihr Bube machte diesmal noch herzige Miene zum bösen Spiel. Ob er sich jedoch zum 70. noch einmal für solch eine geradezu ehrenrührige Geburstagssendung hergeben wird, darf bezweifelt werden. Das hat der Peter nicht verdient. Und wir Zuschauer schon gar nicht. Reinhard Lüke
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