piwik no script img

Gewoba: 8.000 auf der Warteliste

■ Größte Bremer Vermieterin: Wohnungsnotstand und verbesserte Erträge

Wer wüßte nicht besser über die verzweifelte Wohnungsnot Bescheid, als Bremens größte Vermieterin: Die Gewoba, Herrin über 50.000 Wohnungen in Bremen und Bremerhaven, vormals unter dem Namen „Neue Heimat“ bekannt und in Verruf geraten, jetzt zu 75 Prozent in städtischem Eigentum befindlich. Auf der Warteliste für freiwerdenden, sozial vergünstigten Wohnraum bei der Gewoba haben sich inzwischem 8.000 InteressentInnen eingetragen. Sie alle verfügen über den sogenannten „B-Schein“ der GeringverdienerInnen. Über vierzig Prozent der 8.000 gaben an, über gar kein Einkommen oder nur über eines bis 1.000 Mark monatlich zu verfügen. Die Hälfte der 8.000 gering verdienenden Wohnungsuchenden ist unter 30 Jahre alt und möchte in den öffentlich geförderten vier Wänden allein leben.

Die Chancen der 8.000, bei der Gewoba an eine Wohnung heranzukommen, sind jedoch denkbar gering. Durch Umzüge werden pro Monat höchstens 250 Unterkünfte frei, durch Neubauten kommt nur wenig neuer Wohnraum dazu: 75 Eigenheime und Wohnungen stellte die Gewoba 1990 fertig, das entsprach zehn Prozent des mäßigen Bremer Neubauvolumens. Gewoba-Geschäftsführer Kulenkampff forderte die Bundesregierung deshalb auf, den „sozialen Wohnungsbau“ mehr zu fördern.

1991 will es die Gewoba auf 148 fertiggestellte neue Wohnungen bringen, dabei setzt das Unternehmen in mehreren Stadtteilen auf kleinteilige „Lückenbebauung“, z.B. in Kattenturm, Osterholz und Findorff. Kein Baum soll mehr gefällt, kein angrenzendes Grundstück in Mitleidenschaft gezogen worden. Das einzige Großbauvorhaben, 800 Wohnungen umfassend, ist im Hollerland geplant. Bevorzugte Zielgruppe im gesamten Neubauprogramm: alte Menschen. Sie sollen aus den 60er-Jahre-Gewoba-Wohnungen umziehen in „altengerechte“, höchstens zweigeschossige Wohnblocks, die mit Notrufsystemen ausgestattet und an Ambulante Hilfsstationen angekoppelt sind. Das Abschieben in Altersheimen soll so ein Ende finden.

Über ihre 1990er Jahresbilanz zeigten sich die Gewoba-Geschäftsführer Kulenkampff und Teetz dagegen sehr zufrieden. Das Betriebsergebnis sei von 4,4 auf 11,0 Millionen gestiegen, 20 Millionen Mark Schulden hätten abgebaut werden können. So hat ein enger Wohnungsmarkt seinen betrieblichen Nutzen. B.D.

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen