Rechnung ohne die Bauern gemacht

■ Finanzbehörde: Für 25 Mio ist Hemelinger Marsch zu kaufen / Bauern wissen aber von nichts

Eigentlich sollte ja erst noch eine Umweltverträglichkeits-Prüfung durchgeführt werden. Eigentlich wollte ja erst noch der SPD-Landesverband Ende des Jahrs auf einem Sonderparteitag grundsätzliche Weichen stellen. Eigentlich ist also noch nichts defintiv. Oder wie es in der Sprache der Wirtschafts- und Finanzbehörde heißt: „Das Risiko der vorgeschlagenen Entscheidung kann nicht wegdiskutiert werden.“ Und dennoch folgten am letzten Freitag die Bürgschaftsausschüsse, sowie die Deputationen für Wirtschaft, Arbeit und Finanzen einem Beschlußvorschlag

hier bitte die gefaxte

Karikatur

aus den Häusern der Senatoren Beckmeyer und Grobecker: Die Hemelinger Marsch soll schon einmal für 25 Millionen Mark angekauft werden.

Das Geld wird die landeseigene Hanseatische Industriebeteiligungs-Gesellschaft HIBEG jenseits der leeren öffentlichen Kassen auf dem Kreditmarkt aufnehmen. Der Finanzsenator übernimmt eine Ausfallbürgschaft. Klartext: Wenn das Gewerbegebiet Hemelinger Marsch doch noch gekippt wird, trägt die Landeskasse das volle Risiko, einschließlich der jährlich rund 2,5 Mio Mark Zinsen.

Die Zustimmung zu dem Grundstücksgeschäft wurde den Deputierten mit einem besonderen Angebot schmackhaft gemacht. „Positiv bewertet werden muß, daß die einmalige Chance besteht, die Flächen in einem Gesamtpaket zu erwerben, weil es der anbietenden Gesellschaft gelungen ist, sämtliche landwirtschaftliche Grundstückseigentümer zusammenzubringen“, heißt es in der vertraulichen Beratungsunterlage. Die als Gewerbegebiet erwünschte Fläche wird derzeit noch von acht Landwirten genutzt. Diese, so wurde den Deputierten nach Angaben aus Teilnehmerkreisen auch in der Sitzung noch einmal suggeriert, hätten über die Immobilien-Gesellschaft Gröning&Wätjen ein Angebot mit genauen Preisvorstellungen unterbreitet. Diese Preise liegen mit 27 Mark je Quadratmeter zwar über denen vergleichbarer Flächen, doch um zügig voranzukommen und Spekulationsgewinne zu verhindern, seien die Kosten „vertretbar.“

Auch wenn aus der Wirtschaftsbehörde verlautet, dieses Angebot sei bei einem Notar hinterlegt: Wenigstens drei der acht betroffenen Landwirte wollen von konkreten Verhandlungen oder gar einem Angebot nichts wissen. Die Landwirte, die nicht namentlich genannt werden wollen, berichteten übereinstimmend, daß es konkrete Verhandlungen noch nicht gegeben habe. „Das stimmt nicht“ kommentierte einer der Betroffenen den Satz, daß Gröning&Wätjen im Auftrag der Landwirte ein Angebot unterbreitet habe. Und ein anderer: „Wir Landwirte sind noch überhaupt nicht zusammengekommen. Wir haben das immer nur aus der Presse erfahren. Ich habe überhaupt keine Ahnung, wie das laufen wird.“

Der Vorsitzende der Wirtschaftsdeputation, Andreas Lojewsi, mochte sich gestern nicht vorstellen, daß er durch die Beratungsvorlage getäuscht worden ist: „Ich habe keine Veranlassung, das zu bezweifeln,“ meinte er auf Nachfrage. Die Ausschüsse hätten darauf Wert gelegt, daß die Fläche als ganzes „kompakt“ gekauft werde. Lojewski: „Wenn nicht, dann haben wir Pech gehabt.“ hbk