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"Wenn ich Europa sage, spreche ich von meinen Träumen"

Nächstes Jahr darf ich also den Führerschein machen. Der Fahrlehrer schreibt mich ein, ich soll mir dann die entsprechenden Bücher kaufen. Doch gleichzeitig sagt er, daß die nun alle nichts mehr wert sind: Ab nächstes Jahr macht man den Europaführerschein. Aber dafür haben wir noch keine Bücher.

Das ist typisch: Nach viel zu vielen Jahren erkennen wir, daß wir alle Europäer und alle gleich sind. Das Denken hat die Politik besiegt. Doch viel davon ist noch immer Utopie, und manchen scheint das Vereinte Europa gar ein Alptraum. Daß wir selbst dieses Europa sind, wird uns nur langsam klar. Oft erscheint es uns als etwas, das vom Himmel oder aus der Hölle kommt.

Das wirkt sich besonders fatal aus, wenn ich mich informieren möchte: Keiner weiß Bescheid. Als Schülerin bin ich gewohnt, die Lehrer zu fragen; doch ihre Antworten sind vage. Ich kann Griechisch und Latein, weiß dank Platon viel über die „Republik“ — aber nicht, wie ich die Äußerungen des Präsidenten unserer Republik werten soll, und viel weniger, was ich von den Sprüchen der Europapolitiker halten soll. Ich weiß, daß die Grenzen geöffnet werden sollen und der Arbeitsmarkt frei sein wird. Aber ich weiß nicht, ob das gut für uns sein wird oder nicht. Ein Vetter sagte mir: „Das wichtigste ist, daß wir jetzt alle Freunde sein können und es keine Kriege mehr gibt.“ Das hoffe ich natürlich auch. Aber allein auf diese Hoffnung kann ich kein neues Europa bauen. Elisa Artosi (17)

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