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Irak ließ Giftgas in den USA produzieren

Washington/London (taz) — Offensichtlich völlig ungestört von CIA und FBI hat ein irakischer Geschäftsmann über Monate im US-Bundesstaat Florida Zyanid für die Herstellung von Nervengas produzieren und in den Irak exportieren lassen. Ishan Barbouti, unter anderem als Partner der bundesdeutschen Firma Imhausen-Chemie bei der Errichtung der Giftgasfabrik im libyschen Rabta bekannt, ließ nach Informationen der 'Financial Times‘ und der US-Fernsehsendung ABC-Nightline 1989 in Boca Raton eine Fabrik errichten — offiziell zur Produktion von Geschmacksstoffen. Obwohl Angestellte der Firma mehrfach den CIA und das FBI auf den Verdacht der Giftgasproduktion hingewiesen hatten, wurde die Fabrik erst im März diesen Jahres, drei Wochen nach Ende des Golfkrieges, genauer unter die Lupe genommen. Zu diesem Zeitpunkt war sie bereits stillgelegt. An der Verschiffung der Zyanidfässer war nach Angaben der 'Financial Times‘ auch ein Vertreter der irakischen Botschaft beteiligt, der selbst Kontakte zum CIA gehabt haben soll. Im Herbst 1989 sollen mindestens sieben Fässer mit Zyanid in den Irak verschifft worden sein; US-Ermittler vermuten nun, daß die Fabrik ein Pilotprojekt für Saddams Giftgasproduktion war. Im Zusammenhang mit dem Strafverfahren gegen die „Imhausen-Chemie“ war 1990 auch gegen Barbouti Haftbefehl erlassen worden. Zwei Wochen darauf starb der Iraker an Herzversagen in London, wovon sich ein Mitarbeiter des Bundeskriminalamtes vor Ort vergewisserte. Man argwöhnte, Barbouti habe sein Ableben nur vorgetäuscht, um sich weiteren behördlichen Nachstellungen zu entziehen. Für den aus dem Amt scheidenden CIA-Chef Webster dürfte die offensichtliche Untätigkeit seiner Behörde ziemlich peinlich sein, für seinen möglichen Nachfolger könnte sie weitaus unangenehmere Konsequenzen haben: Robert Gates, von US-Präsident Bush als neuer Direktor des CIA vorgeschlagen, war im fraglichen Zeitraum Websters Stellvertreter. Gates ist bereits wegen Mitwisserschaft in der Iran-Contra- Affäre ins Gerede gekommen. anb

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