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Schwammige Äußerungen

■ “Mädchenhaus: Ja, aber...“ — taz-bremen v. 26.6.91

Seit einem Jahr verfolge ich mit Interesse die Arbeit der im Verein Mädchenhaus engagierten Frauen, endlich auch in Bremen für Mädchen die von Gewalt betroffen sind, ein Konzept zu entwickeln und politisch durchzusetzen.

Ich weiß aus meiner Arbeit mit Frauen, wie wichtig es für sie gewesen wäre, wenn es in ihrer Kindheit ein Mädchenhaus gegeben hätte. Für viele wäre es dann möglich gewesen, aus einer unerträglichen Situation rauszugehen und Hilfe zu bekommen. Sie wären nicht länger der sexuellen Gewalt ihrer Väter ausgesetzt gewesen, an deren Folgen sie noch als erwachsene Frauen leiden.

Erfreut war ich über das Ergebnis der Anhörung vom 13.6. im Haus des Reiches, in dem die Fachleute aus Bremen, die mit Kindern arbeiten, das Amt für soziale Dienste, die Wohlfahrtsverbände, die verschiedenen Heimträger wie auch die geladenen GutacherInnen sich für die Notwendigkeit eines Mädchenhauses aussprachen.

Umso mehr war ich entsetzt, über die schwammigen und nichtssagenden Äußerungen der SPD-Bürgerschaftsabgeordneten Elke Steinhöfel, während der Podiumsdiskussion am 19.6., als sie sich zur konkreten Umsetzung eines Mädchenhauses äußern sollte. Noch schlimmer war dann das Ergebnis der Bürgerschaftssitzung, in dem von der Senatorin Sabine Uhl zwar Defizite in bestehenden Hilfsangeboten genannt wurden, aber es zu keiner Zusage kam, dem vom Verein Mädchenhaus entwickelten Konzept endlich Rechnung zu tragen. Stattdessen wurde das ganzheitliche Konzept des Vereins Mädchenhaus auf Unterbringungsmöglichkeiten reduziert, mit dem Etikett Mädchenhaus versehen, und zur Ausschreibung freigegeben. Wahrlich ein Meisterstück!

Ich protestiere gegen dieses unverantwortliche Vorgehen des Senats gegenüber den betroffenen Mädchen und Frauen wie auch gegenüber der von den Frauen des Vereins Mädchenhaus geleisteten Arbeit.

Andrea Neumann, Bremen

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