: Robin Wood steigt Treuhand aufs Dach: Stromvertrag annullieren
Berlin (taz) — Nach zweistündigen Gesprächen mit dem Treuhand-Energie-Sonderbevollmächtigten Hans-Peter Gundermann und Pressesprecher Schöde haben AktivistInnen von Robin Wood gestern nachmittag ihre Besetzung von Dach und Haupteingang der Treuhandanstalt am Berliner Alexanderplatz beendet. Die Öko-Aktivisten hatten gegen die Rolle der Treuhand bei der Einverleibung der ostdeutschen Energiewirtschaft durch Westkonzerne protestiert. Die Treuhand habe sich mit dem Stromvertrag zur „Handlangerin einer Klimakatastrophenpolitik“ machen lassen, so Robin Wood. Gleichzeitig entgingen den Kommunen der neuen Länder in den kommenden 20 Jahren rund 100 Milliarden Mark, die bei einer Kommunalisierung der Strom- und Gasversorgung zusätzlich in die Gemeindekassen fließen könnten. „Wir hatten und haben nach wie vor völlig unterschiedliche Positionen“, so die Robin-Wood-Aktivistin Uta Jacobs nach dem Gespräch.
Gegen sechs Uhr hatten sich vier Robin Woodler im gläsernen Haupteingang der Treuhand-Energieabteilung am Alexanderplatz eingeschlossen und ihn verbarrikadiert. Vor dem Gebäude forderte ein Transparent den Ausstieg aus dem Stromvertrag. Gleichzeitig hatten sechs Ökologen über ein Baugerüst an der Rückseite das Dach des zehnstöckigen Gebäudes bestiegen und in 40 Meter Höhe ein Plakat entrollt: „Stoppt den Raubzug der Energiekonzerne“.
Die Treuhand-Herren mit den grauen Anzügen und den dezenten Krawatten wichen am Morgen zunächst aus und eilten zum geöffneten Seiteneingang. Ein Manager quetschte „Schwachsinn“ zwischen den Zähnen durch. Später kam es dann zu den von Robin Wood geforderten Gesprächen. Der Auftrieb von vier Feuerwehrlöschzügen und einem halben Dutzend Polizeifahrzeugen besetzte derweil zusätzlich die Haltestelle des „Treuhand Shuttle Bus“ vor dem Gebäude. Ansonsten hielt sich die Polizei am Morgen sichtlich zurück. Der Chef des Haussicherheitsdienstes des Gebäudes am Alex, Eduard Brünn, zeigte sich beeindruckt von der Schnelligkeit der Robin-Wood-AktivistInnen: „Die haben aber auch Glück gehabt, daß auf der Rückseite zwei Baugerüste standen.“ ten
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen