Präsident Bush drängt Gorbatschow

■ START-Verhandlungen sollen vorangetrieben werden

Washington (dpa) — US-Präsident George Bush hat den sowjetischen Staatschef Michail Gorbatschow gedrängt, die Verhandlungen über eine Verringerung strategischer Nuklearwaffen (START) voranzutreiben und damit eine Gipfelkonferenz Ende Juli in Moskau zu ermöglichen. In einer persönlichen Botschaft habe er an Gorbatschow appelliert, „seiner Bürokratie und besonders seinen Militärs Beine zu machen“, sagte Bush am Samstag beim Golfspiel in Ijamsville (Maryland). Die Nachricht war von US-Botschafter Jack Matlock am selben Tag in Moskau überbracht worden.

Bush bezeichnete seine Botschaft als „normale Diplomatie“. Sie war jedoch nach Angaben aus dem Regierungslager Ausdruck einer wachsenden Ungeduld über die zähflüssige Schlußphase der vor zehn Jahren begonnenen START-Verhandlungen. US-Außenminister James Baker sagte, Bush habe den sowjetischen Präsidenten aufgefordert, „seine Leute mit Instruktionen zu schicken, so daß wir START abschließen können. Die Zeit wird knapp, wenn wir bis Ende Juli einen Gipfel haben wollen.“ Scheitert dieses Vorhaben, so kann das Spitzentreffen frühestens im September nach dem Urlaub des US-Präsidenten stattfinden.

Ohne einen unterschriftsreifen Vertrag will Bush nicht zum Gipfel reisen. Es geht dabei um die durchschnittlich 30prozentige Reduzierung der strategischen Nuklearwaffen-Arsenale. Der US-Präsident wäre nach eigenen Worten schon mit einem Rahmenabkommen zufrieden, in dem nicht „jedes I-Tüpfelchen“ geklärt ist. Wichtige noch umstrittene Grundsätze der Vertragsüberwachung wie die präzise Definition neuer Raketen, die erlaubte Zahl von Sprengköpfen und der Austausch von Flugdaten bei Raketenstarts wollen die USA aber festschreiben.

Eine weitere Möglichkeit zu einer Einigung wird es am 17. Juli in London geben. Dort wollen sich Bush und Gorbatschow am Ende des Londoner Wirtschaftsgipfels zu einem Mittagessen treffen. Gorbatschow ist von den sieben führenden Industrienationen eingeladen worden.